Chemie

Der Tanz der Moleküle im Parfum – synthetisch oder doch lieber natürlich?

Parfum

Die Masse an Parfumproduzenten die derzeit auf den Markt drängt ist nahezu unüberschaubar. © pixabay.com, domeckopol (CC0)

Bach für die Ohren, Picasso für die Augen und ein Tanz der Moleküle für die Nase – ist Parfum wirklich nur für Frauen? Das Wort „Parfüm“ hat für viele männliche Ohren feminine Töne. Männer bevorzugen eher das Wort „Deodorant“ und möglicherweise noch „Aftershave“, aber die Idee von all diesen kleinen Fläschchen mit ihren pingeligen Utensilien ist zu viel für das empfindliche, männliche Ego. Doch keine Industrie kann es sich leisten, die Hälfte ihres potenziellen Marktes zu vernachlässigen und die Parfümhersteller sind daran interessiert, die Schale der männlichen Zurückhaltung zu knacken. Sie locken mit Angeboten, Rabatten und Gutscheinen, wie sie zum Beispiel von Gutscheinsammler zur Verfügung gestellt werden. Denn wie Sie bereits wissen, können passende Düfte die Stimmung des Trägers verbessern. Und das wissen auch die Hersteller. Wenn eine Frau oder ein Mann den natürlichen Körpergeruch verändert, ändert dies auch das Selbstvertrauen, sowie in unserer Geschichte schon tausende Jahre zuvor.

Ein Rückblick zeigt, dass die Ägypter für den Ursprung des Parfums verantwortlich waren. Sie nutzten Duftstoffe von religiösen Zeremonien bis hin zu Bestattungsvorbereitungen. Die reichen Eliten der ägyptischen Gesellschaft haben sich mit Aromen umgeben, um ihre Herrschaft zu demonstrieren. Die Perser übernahmen den Gebrauch des Parfums als Zeichen des politischen Status. Aber erst als die Griechen und Römer das Parfum kennengelernt hatten, begannen sie es als Kunstform zu betrachten und erzeugten davon Massen in gleichbleibender Qualität. Archäologen entdeckten vor kurzem eine Parfümfabrik von 2.000 v.Chr. in Zypern. Sie schienen sich auf die Herstellung von Duftstoffen wie Koriander, Lorbeer, Myrte, Lavendel und Rosmarin zu konzentrieren. Parfum verbreitete sich langsam auf der ganzen Welt und für eine Weile wurden Düfte vor allem für den Einsatz in religiösen Zeremonien reserviert. Doch im Jahre 1190 begann sich das Parfum kommerziell in Paris zu zu verbreiten und von dort aus erblühte eine massive Industrie.

Blütenessenzen zählen zu den traditionellen Duftbausteinen in der Parfumherstellung. © pixabay.com, Pexels

Heute werden natürliche Zutaten wie Blumen, Gräser, Gewürze, Obst, Holz, Wurzeln, Harze, Cremen, Blätter und Tiersekrete bei der Herstellung von Parfums verwendet, sowie Alkohol, Kohle und Teer. Tatsächlich enthalten nur etwa 2.000 der 250.000 bekannten Blütenpflanzenarten diese begehrten, ätherischen Öle. Daher müssen synthetische Chemikalien verwendet werden, um die Gerüche von nicht-öligen Substanzen neu zu erstellen. Die gewünschten Duftstoffe werden in bestimmten Mengen zumeist mit Ethanol und Wasser kombiniert. Die Konzentration des Duftes hängt davon ab, welche Art von Parfüm gewünscht wird. Das reine Parfum kann eine Zusammensetzung von bis zu 40% an Duftmaterialien aufweisen. Eau de Parfum hat nur bis zu 20% Duftstoffe in seiner Mischung, was zu einem leichteren, subtileren Aroma führt. Es hängt alles von dem gewünschten Parfümprofil ab. Es gibt einen Unterschied zwischen synthetischen und natürlich hergestellten Parfumölen.

Synthetische Kreationen bieten Düfte an, die in der Natur nicht existieren, wie Ozon und Metall. Viele „Moschus“ Düfte werden nun auch schon künstlich produziert, um einen neutralen Duftunterton zu vermitteln und um von einer Benutzung der Tiere Abstand zu halten. Es gibt eine Debatte darüber, ob synthetische Düfte besser oder schlechter sind als natürliche Aromen, aber letztlich geht es um die Frage nach der persönlichen Vorliebe. Parfums werden heute auf verschiedene Arten hergestellt und verwendet. Weniger konzentrierte Formen des Parfums werden auch immer beliebter. Der Geruchssinn gilt als eine Hirnaktivität, die unsere Emotionen, das Gedächtnis und die Kreativität beherrscht. Riechende Öle und Duftstoffe werden produziert, um körperliche und emotionale Probleme zu heilen und gelten mittlerweile schon als Aromatherapie. Süße Gerüche beeinflussen hingegen die Stimmung und werden auch als eine Form der Psychotherapie verwendet.

Der Geruch der Zukunft

Manche Leute sagen, dass ein Duft einen Moment einfangen sollte. Viele Menschen bevorzugen bestimmte Düfte, die sie mit anderen Menschen oder Erinnerungen verbinden. Zum Beispiel neigt man in Russland dazu, reiche und schwere Parfums zu tragen, während leichte und luftige Düfte in China bevorzugt werden und Brasilianer einen fruchtigeren Geruch präferieren. Aber wie sieht die Zukunft des Parfums aus? Werden wir mithilfe der Technik in der Lage dazu sein auch Dokumentationen zu „riechen“, wenn diese über üppige Wiesen und endlose Felder erzählen? Werden Duftstoffe verwendet, um gesellschaftliche Unruhen zu kontrollieren? Werden Parfums die Mahlzeiten ersetzen? Was ist der Geruch von morgen?

Die Entwicklung von technischen Geschmacks- und Geruchsschnittstellen steckt noch in den Kinderschuhen. © pixabay.com, johnhain (CC0)

Die Sinne, die wir bei der Interaktion mit Technik nutzen, sind leider noch eingeschränkt. Wir verlassen uns meistens auf die Vision, das Gehör und den Tastsinn, aber der Geschmack und der Geruch bleiben dabei weitgehend unbenutzt. Obwohl unser Wissen über sensorische Systeme und Geräte in den vergangenen Jahrzehnten rasant angestiegen ist, gibt es immer noch eine Herausforderung, um die multisensorischen Erfahrungen der Menschen zu verstehen und sie in unser tägliches Leben einzubetten, um dann mithilfe des Parfums reichere Erfahrungen für Mensch-Technologie-Interaktionen zu schaffen.

Vielleicht wird es bald ein multisensorisches Design mit technologischen Interaktionen geben, die die Stimulation von unerforschten sensorischen Eingaben (z. B. digitalen Geruch) ermöglichen. Die Entwicklung von Geschmacks- und Geruchsschnittstellen steckt noch in den Kinderschuhen. Die Technik entwickelt sich aber immer einen Schritt weiter. Somit könnte es bald schon möglich sein, das gesamte Spektrum der Sinneserfahrungen zu nutzen. Lassen wir uns überraschen was die Zukunft der Düfte für uns noch alles bereithält.

Vielleicht wird es bald ein multisensorisches Design mit technologischen Interaktionen geben, die die Stimulation von unerforschten sensorischen Eingaben (z. B. digitalen Geruch) ermöglichen. Die Entwicklung von Geschmacks- und Geruchsschnittstellen steckt noch in den Kinderschuhen. Die Technik entwickelt sich aber immer einen Schritt weiter. Somit könnte es bald schon möglich sein, das gesamte Spektrum der Sinneserfahrungen zu nutzen. Lassen wir uns überraschen was die Zukunft der Düfte für uns noch alles bereithält.

(, 20.04.2017 – )

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