Pflanzen gelten gemeinhin nicht gerade als Ausbund von Intelligenz und Empfindsamkeit: Sie stehen festgewurzelt an ihrem Platz und warten scheinbar passiv und unbewegt darauf, dass es regnet oder die Sonne scheint. Auch wenn manche Menschen mit ihrer Yuccapalme oder der Balkonblume sprechen, glaubt doch niemand im Ernst daran, dass Pflanzen hören, sehen oder gar fühlen können wie es Mensch und Tier können.
Doch es gibt eine Gruppe von Wissenschaftlern, die das ganz anders sieht: „Für uns gibt es zwischen dem Tier- und Pflanzenreich kaum Unterschiede“, sagt Dieter Volkmann, emeritierter Professor von der Uni Bonn. Mit ‚uns‘ meint er eine Gruppe von Forschern, die seit einigen Jahren versucht dem „Grünzeug“ neue Achtung zu verschaffen. Die Wissenschaftler wollen Wegbereiter eines neuen Forschungszweiges sein, dessen Name allein schon bei traditionellen Botanikern Schaudern auslöst: die Neurobiologie der Pflanzen.
Auch wenn sich die Forscher vor vier Jahren in einer neuen Gesellschaft organisiert, ein Fachmagazin gegründet und sich im Juni 2008 zum vierten Mal auf einem Symposium im japanischen Fukuoka getroffen haben, sei es eher eine Renaissance einer Forschungsrichtung, denn ein völliger Neubeginn, so Volkmann: „Es geht um die elektrophysiologische Signalverarbeitung bei Pflanzen, die auf Untersuchungen von vor 50 bis 60 Jahren zurückgehen.“
Inhalt:
- Wurzelspitzen als Nervenzellen?
Wie Pflanzen ihre Umwelt wahrnehmen - Unkraut in neuem Licht
Überraschende Fähigkeiten im Pflanzenreich - Der botanische Fehdehandschuh
Die etablierte Forschung schlägt zurück - Der Metaphern-Streit
Wie legitim sind Begriffe aus dem Tierreich?
Marcus Anhäuser
Stand: 18.07.2008