Deutsche U-Boote fuhren im zweiten Weltkrieg oft durch die streng bewachte Straße von Gibraltar – sowohl aus dem Atlantik in das Mittelmeer hinein, als auch in umgekehrter Richtung aus dem Mittelmeer hinaus – ohne dass die Ortungssysteme der Allierten sie aufspürten. Wie schafften sie es, unter Wasser mit abgestellten Motoren voranzukommen?
Die U-Boote nutzten die Tatsache aus, dass in dieser Meeresstraße zwei verschiedene Strömungen existieren. Der Salzgehalt des Mittelmeeres ist – durch Verdunstung bedingt – höher als der des Atlantik. Daher strömt leichtes, salzarmes Wasser an der Oberfläche vom Atlantik ins Mittelmeer und schwereres, salzreiches Wasser in tieferen Schichten in umgekehrter Richtung. Die Boote nutzten einfach diese Gegenströmungen aus und ließen sich vom fließenden Wasser mitziehen.
Dieses Beispiel zeigt, dass die Weltmeere kein statisches System darstellen, sondern dynamischen Prozessen unterworfen sind. Wie in der Atmosphäre, so treten auch in den Ozeanen Zirkulationen und Strömungen auf. Manche dieser Meeresströmungen sind regional begrenzt, wie beispielsweise in der Straße von Gibraltar, andere wiederum ziehen sich über Tausende von Kilometern hin.
Diese ozeanischen Fernverbindungen verändern und beeinflussen nicht nur die Bedingungen im Meer selbst, sondern haben auch Auswirkungen auf das globale Klima. Meeresströmungen, die beispielsweise aus äquatornahen Regionen bis in die Polargebiete reichen, transportieren warmes Wasser in den hohen Norden oder Süden und erwärmen dort Wasser und Luft. Bekannte Beispiele für solche Strömungen sind der Golfstrom, der Kuroshio im westlichen Pazifischen Ozean und der Brasilstrom entlang der Ostküste Südamerikas.