Quallen sind wahre Überlebenskünstler. Um lange Hungerperioden zu überstehen, können sie ihr Körpergewicht um bis zu 99 Prozent reduzieren und im Notfall sogar ihre eigenen Geschlechtsorgane verspeisen. Selbst im sauerstoffarmen Wasser überleben die Tiere bis zu zwei Stunden, da sich im Gel ihres Körpers luftgefüllte Hohlräume befinden, aus denen bei Bedarf Reserven des lebenswichtigen Gases extrahiert werden. Und als wäre dies alles noch nicht genug, fanden Wissenschaftler kürzlich heraus, dass manche Quallen praktisch unsterblich sind.
Der Alterungsprozess wird umgekehrt
Doch kann ein Lebewesen wirklich ewig leben? Was lange Zeit als unmöglich galt, scheint bei der Mittelmeerqualle Turritopsos nutricula zum Alltag zu gehören. Denn wie der Meeresbiologe Ferdinand Boero von der Universität Lecce feststellte, hat diese Art einen bislang einzigartigen Weg gefunden, um ihrem natürlichen Ende zu entgehen.
Denn sobald die Qualle in die Jahre kommt und die Zellen ihre Aufgaben nicht mehr optimal erfüllen, führt sie eine Verjüngungskur durch. Dafür sinkt sie zu Boden und regeneriert sich dort. Die Zellen verlieren ihre bislang ausgeübte Funktion, zum Beispiel als Nerven- oder Nesselzellen, und werden in ihr Ausgangsstadium, in undifferenzierte Stammzellen zurückgeführt. Wie in ihrer frühsten Kindheit besteht die Qualle daraufhin wieder aus lauter multipotenten Einheiten, die sich neu spezialisieren können.
Wenn alles ideal läuft, die Qualle also weder gefressen noch an Land gespült wird, kann sie nach heutigen Erkenntnissen ewig leben. Seit dies entdeckt wurde, forschen Wissenschaftler daran, wie die Qualle den Alterungsprozess umkehren kann. Bisher ohne durchschlagenden Erfolg.