Das Foto, das als Beginn der heutigen Luftbildarchäologie gilt, entstand durch einen Zufall. Im Jahre 1906 war Leutnant Sharpe, Ingenieur bei der Königlichen Britischen Armee, zu einer Übung mit einem Ballon über Salisbury unterwegs. Zufällig trieb ihn der Wind über die berühmten Steinkreise von Stonehenge.
Geistesgegenwärtig fotografierte Sharpe aus dem Ballon senkrecht nach unten. Ein Jahr später wurde das Bild in „Archaeologia“, herausgegeben von der Londoner Antiquarischen Gesellschaft, veröffentlicht. Nicht jedoch, weil man sich daraus neue Erkenntnisse über Stonehenge erhoffte, sondern weil das Foto die Steinkreise aus einer Perspektive zeigte, „aus der sie noch nie zuvor gesehen worden waren“, wie der Redakteur des Magazins seine Entscheidung begründete. Es spielten also eher ästhetische Gründe eine Rolle.
Ein Portrait-Fotograf geht in die Luft
Viel früher war bereits der Franzose Gaspard-Félix Tournachon, ein professioneller Portrait-Fotograf, eben jenen ästhetischen Bedürfnissen nachgegangen. Er war fasziniert von der Vogel-Perspektive und schoss die ersten Luftbilder vom Ballon aus bereits im Jahre 1858. Seine ersten Bilder zeigen das Dorf Petit-Bicetre. Tournachon fand viele Nachahmer, so dass es aus der zweiten Häfte des 19. Jahrhunderts bereits zahlreiche Luft-Aufnahmen größerer Städte wie Paris, San Francisco oder Boston gibt.

Bevor das Potential von Luftbildaufnahmen für die Archäologie ernsthaft erkannt wurde, sollte noch ein halbes Jahrhundert vergehen, in dem sich vor allem die Luftfahrt rasend schnell weiter entwickelte.