Ein Volk von Extremisten, Selbstmordattentätern, Islamisten? Ein Volk, das seit dem russisch-afghanischen Bürgerkrieg für den Dschihad, den Kampf der Gotteskrieger im Namen des Islam, seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban für religiösen Fanatismus und seit dem 11. September 2001 für eine wachsende Gefahr des Terrorismus steht. Sind das die Menschen Afghanistans?
Namensgeber: Die Paschtunen
„Die Afghanen“, das ist – rein etymologisch gesehen – das Volk der Paschtunen, die vorwiegend im südlichen und östlichen Teil Afghanistans leben. Denn „Afghane“ heißt auf persisch Paschtune. Als Afghanistan, als „Land der Paschtunen“, wurde das Siedlungsgebiet der Paschtunen erstmals im Jahr 1801 im Anglo-Persischen Friedensvertrag bezeichnet.
Heute gilt Afghanistan als ein Vielvölkerstaat mit, je nach Quelle, 50 bis 200 Ethnien und Minoritäten. Die Mehrheit der etwa 30 Millionen Afghanen bilden heute mit etwa 40 Prozent Bevölkerungsanteil die Namensgeber des Landes, die Paschtunen. Deren Herkunft, persisch, griechisch-baktrisch, arabisch oder indogermanisch, ist nicht eindeutig geklärt. Sie stammen jedoch aus dem heutigen Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan. Die Paschtunen sind vorwiegend sunnitische Muslime. Sie gehören damit der mehrheitlichen Glaubensrichtung des Islams an. Die Paschtunen pflegen einen eigenen Rechts- und Ehrenkodex, den Paschtunwali.
Zu den Paschtuen wird auch das Volk der Kuchi, ein Nomadenstamm, gezählt. Sie gelten als Minderheit in Afghanistan und sind durch einen Artikel in der Verfassung Afghanistans besonders geschützt. Die Kuchi leben im Norden des Landes meist von Viehhaltung und wandern zwischen Weidgründen hin und her. Aber sie besiedeln auch, mittlerweile nahezu sesshaft, Armensiedlungen in Kabul. Nicht alle Kuchi sind im ursprünglichen Sinne Paschtunen, doch sie haben über die letzten Jahrhunderte hinweg die Sprache der Paschtunen, das Paschtu, angenommen.