In den folgenden vier Tagen messen die Ingenieure die Bohrung mit geophysikalischen Methoden durch und bereiten sie für die so genannte Komplettierung vor. Dabei wird ein eigener Förderstrang in das Futter des Bohrlochs eingeschoben, durch den dann später das Öl fließen soll. Am vierten Tag, dem 20. April, gibt es Warnhinweise, dass eine Leckage in der Bohrung im Lagerstättenbereich aufgetreten ist. Doch diese werden von den Verantwortlichen nicht richtig gedeutet und wichtige Maßnahmen unterbleiben. „Man hätte hier noch immer einen kontrollierten Notverschluss der Bohrung am Meeresboden vornehmen können“, kommentiert Dominik.
Stattdessen kämpfen die Ölarbeiter mehrere Stunden gegen den sich kontinuierlich aufbauenden Druck in der Bohrung an – vergeblich. Um 21.47 Uhr schließlich brechen Öl und Gas mit so hohem Druck aus der Lagerstätte aus, dass sie die Schwerspülung hoch drücken. Der „Blow-Out-Preventer“, ein eigens zur Verhinderung solcher Vorkommnisse auf dem Bohrloch aufsitzender Ventilkopf, versagt. Das Öl kann ungehindert aufsteigen und erreicht nach eineinhalb Minuten das Bohrschiff. Eine 70 Meter hohe Fontäne aus Wasser, Öl und Schlamm schießt in die Höhe. Auch Erdgas tritt aus. Öl und Gas lösen schon 15 Sekunden später eine Explosion aus und setzen die gesamte Anlage in Brand.
Und auch hier reagieren die Verantwortlichen im Leitstand der Plattform wieder zu langsam: „Erst sieben Minuten später wurde auf der Brücke des Bohrschiffs die manuelle Notabschaltung, die ‚BOP-EDS Emergency Disconnect Function‘ betätigt, die einen mechanischen Verschluss und das Loslösen des Schiffes von der Bohrung zur Folge gehabt hätte. Aber auch diese Funktion versagte“, so Dominik.

Schlüsselfaktor Blow-Out-Preventer
Doch nicht nur das. Wie sich später herausstellt, hatte der Blow-Out-Preventer bereits im Vorfeld einige Fehlfunktionen und Schäden, die vermutlich sein Versagen letztlich verursachten. So wurde bereits vier Wochen vor dem Unfall ein ringförmiges Dichtungsgummi durch einen versehentlichen Vorstoß des Rohrgestänges beschädigt. Gummireste in der Bohrflüssigkeit werden von den Verantwortlichen anschließend zwar registriert, sie unternahmen jedoch nichts. Zudem gab es ein Leck in der Hydraulik und eine der Batterien für die Steuerungseinheit war leer.