„Die Tiere sind ganz allerliebst Sie sehen aus wie kleine Murmeltiere oder wie Hamster und ähneln namentlich den letzteren vielfach in ihrem Wesen. […] Ihr Gang ist trippelnd aber rasch, wenn auch der Mensch sie leicht einzuholen vermag.“ So beschreibt der deutsche Zoologe Alfred Brehm in seinem Nachschlagewerk „Thierleben“ aus dem 19.Jahrhundert die Lemminge. Den arktischen Nagern haftet seit ewigen Zeiten der Mythos des Mysteriösen an.
Das rätselhafteste Tier Skandinaviens
Einen Grund dafür nennt Brehm schon selbst in seinem Werk: „Der Lemming ist unbedingt das rätselhafteste Tier ganz Skandinaviens. Noch heute glauben die Bauern der Gebirgsgegenden, dass er von dem Himmel herabgeregnet komme und deshalb in so ungeheurer Menge auftrete, sich später aber wegen seiner Fressgier den Magen verderbe und zu Grunde gehen müsse.“
Das ist zwar nur ein Volksglauben, ein Körnchen Wahrheit steckt trotz allem darin. Denn die in der alten Sage angesprochenen starken Populationsschwankungen bei Lemmingen werden 1924 vom britischen Zoologen Charles Sutherland Elton belegt. Danach vermehren sich die Tiere in einem vier bis fünf Jahre dauernden Zyklus zunächst moderat, dann rasant, bevor die Lemming-Bestände in kürzester Zeit wieder zusammenbrechen. Anschließend beginnt das ganze Spiel von vorn.

Eine Laune der Natur?
Diese kurios anmutende Laune der Natur ist schon seit langem Gegenstand für vielfältige Spekulationen. Die spektakulärste von ihnen: Ein angeborener Instinkt soll die Lemminge nach der Bevölkerungsexplosion erst einmal zu Massenwanderungen treiben. Am Meer angekommen, stürzen sich die Tiere dann von den Klippen und begehen kollektiven Selbstmord. Die Anhänger dieser Theorie postulierten sogar ein altruistisches Verhalten der Lemminge, mit dem Ziel das Überleben der Art zu sichern.