
Die Schwarze Wegameise (Lasius niger) gilt als einer der besten „Viehzüchter“ im Tierreich. Bei ihr steht Honigtau ganz oben auf der Speisekarte. Diesen luchst sie mit Vorliebe Bohnenblattläusen ab. Letztere leben auf Pflanzen wie Hirtentäschelkraut oder Kratzdisteln, aber auch an Saubohnen, Kartoffeln oder Rüben. Dort schlürfen sie aus den Leitungsbahnen zucker- und eiweißreiche Säfte.
Eine Hand wäscht die andere?
Die Blattläuse benötigen allerdings nur einen Bruchteil der aufgenommenen Nahrung selber, den großen Rest scheiden sie über besondere Drüsen wieder aus. Das funktioniert besonders gut, wenn die Schwarze Wegameise den Hinterleib der Blattläuse betastet oder betrommelt. Dann gibt es Honigtau quasi auf Bestellung.
Dieses Melken der Blattläuse ist zwar ungewöhnlich, aber noch lange keine Sklavenhaltung. Denn zum Ausgleich für die Nahrung garantieren die Ameisen „ihren“ Blattläusen Schutz gegen Fressfeinde wie Marienkäfer, Schwebfliegenlarven oder Florfliegen. Eine perfekte Zweckgemeinschaft zum Nutzen beider Arten? Eine Symbiose nach dem Prinzip „eine Hand wäscht die andere“?

Weit gefehlt. Denn wenn sich Bohnenblattläuse an ihren Wirtspflanzen zu stark vermehren, beginnen sie abzuwandern und sich einen neuen Lebensraum zu suchen. Spätestens in diesem Augenblick gerät ihre auf den ersten Blick harmonische Beziehung zu den Wegameisen in eine schwere Krise. Denn Lasius niger hat natürlich ernsthaft was dagegen, die Lieferanten für ihre Leibspeise einfach so ziehen zu lassen. Die Ameisen setzen sogar alles daran, sie bei der Stange – sprich in absoluter Nachbarschaft – zu halten.