Im Laufe unseres Projektes wurden Wind, Wellen und Strömungen des Ägäischen Meeres in einer Langzeitstudie aufgelistet und ausgewertet. Gerhard Plath hat die Daten, die vom „Poseidon System“ des „Hellenic Centre for Marine Research“ im Drei-Stunden-Takt herausgegeben werden, von März bis September 2007 täglich erfasst und mögliche Seerouten nach Rahsegeltechniken ermittelt. Im Jahr 2008 erfolgte eine Nacherfassung im gleichen Zeitraum mit dem Ziel, Änderungen festzustellen.

Auffälliges Thera-Dreieck
Alle als mögliche Routen erkannten Seewege ergeben folgendes Bild: Der in der ägäischen Forschung als „Western String“ bekannte Seeweg Kea-Kythera-Kreta bietet gute Segelbedingungen. Hingegen ist der „Eastern String“ (Dodekanes-Karpathos-Kreta) nur an wenigen Tagen durchweg segelbar. Die Insel Karpathos könnte hier als Zwischenstopp eine wichtige Rolle gespielt haben. Der Seeweg „unter Land“ zwischen Lesbos bis Rhodos ist gut segelbar.
Auffällig ist das Thera-Dreieck: Fast über das ganze Jahr gibt es gute Segelverbindungen von der Insel Thera zur Nordküste von Kreta. Eine überraschende Tatsache ist die fast unmögliche Verbindung von südlichen Häfen Kretas zur Nordküste. Die erreichbaren Ziele dieser südlichen Häfen liegen eher an der Nordküste von Afrika! Diese Küste ist nur spärlich mit geeigneten Buchten ausgestattet. Nur in Kyrene und Marsa Matruh sind geeignete Ankerplätze, die als Zwischenstopp auf dem Weg nach Ägypten und der Levante gedient haben könnten.
Es ist erstaunlich, dass diese Ergebnisse die auf rein archäologischen Indizien fußenden Theorien über den „Western String“ und die engen Beziehungen zwischen Thera und Kreta bestätigen. Der vermutliche „Eastern String“ kann hingegen durch die modernen meteorologischen Daten nicht bestätigt werden. Entlang einer solchen Route wäre ein Zwischenstopp auf Karpathos zwingend notwendig gewesen.