Alles begann vor tausenden von Jahren im fruchtbaren Becken des Indus-Stroms: Relikte aus der Steinzeit zeigen, dass dort schon vor rund 10.000 Jahren Jäger und Sammler damit begannen, sesshaft zu werden und die ersten Tiere und Pflanzen zu domestizieren. Ab etwa 6500 vor Christus züchteten sie Rinder und bauten Weizen an, später auch andere Nutzpflanzen – eine zunächst ganz normale Ackerbau-Kultur.

Vom Bauernland zur Stadtkultur
Doch dann kam der große Wandel: Scheinbar aus dem Nichts entstanden um 2600 vor Christus plötzlich an verschiedenen Stellen des Indus-Beckens große Städte mit mehreren tausend Einwohnern. Vor allem zwei dieser urbanen Zentren sind es, Harappa und Mohenjo Daro, die den Archäologen einen ersten Einblick in diese rätselhafte Zivilisation und ihre Kultur gegeben haben.
Erstaunlicherweise ähnelt sich der Aufbau der Indus- Städte so sehr, dass sie wie auf den Reißbrett entworfen erscheinen. Wie Ausgrabungen zeigen, folgten die Gebäude und Straßen in ihnen einer strengen geometrischen Struktur – verblüffend ähnlich den Stadtvierteln moderner Großstädte. Ähnlich wie bei einem Schachbrett verliefen breite Alleen parallel in Nord-Südrichtung, kleinere Straßen kreuzten sie jeweils im rechten Winkel.

Genormte Architektur
Die Häuser in den Wohnvierteln waren geräumig und hatten alle einen relativ einheitlichen, rechteckigen Grundriss. Eher gleichförmig war auch ihr äußerer Anblick: Im Gegensatz zu den aus Mesopotamien bekannten Monumentalbauten, herrschte in Mohenjo Daro und Harappa eher praktische Sachlichkeit. Paläste oder große Tempel gab es nicht. Die meist aus gebrannten Lehmziegeln errichteten Gebäude waren alle nach ähnlichem Muster gebaut: Durch einen Vorraum gelangte man oft in einen Innenhof, um den die restlichen Räume angeordnet waren. Einige Häuser besaßen noch ein zweites Stockwerk, bei anderen boten Dachterrassen im Obergeschoss zusätzlichen Raum.