Einer der Vorreiter von Parallelwelten ist der russische Kosmologe Andrei Linde. Als er in den 1980er Jahren seine Theorie der kosmischen Inflation veröffentlichte, steckte darin auch ein Parallelwelten-„Sprengsatz“. Denn seinem Modell einer chaotischen Inflation nach gab es nicht nur einen Urknall, sondern ungeheuer viele. Und als direkte Folge davon nicht nur ein Universum, sondern eine Art Multiversum.
„Anstelle nur eines sich ausdehnenden Feuerballs ist das Universum ein gewaltiges, wachsendes Fraktal“, erklärt Linde. „Dieses besteht aus unzähligen sich ausdehnenden Bällen, die ihrerseits neue Bälle erzeugen und das geht wie eine Kettenreaktion immer so weiter.“ Ursache dieser fraktalen Struktur ist die Inflation – die überlichtschnelle Ausdehnung des Kosmos nach dem Urknall. Denn nach Lindes Theorie wird diese Inflation durch ein Skalarfeld ausgelöst – ein Feld, das an jedem Punkt einen zufälligen Wert einnimmt.
Überlichtschnell wachsende Blasen
An einigen Stellen in diesem Feld sind die Werte gerade richtig, um eine Inflation auszulösen, an anderen dagegen nicht. Dadurch tritt die Inflation nicht überall gleichzeitig auf, sondern mal früher mal später. „Die Stellen, an denen dies passiert, bleiben nicht klein: Sie wachsen exponentiell und dominieren schließlich“, erklärt Linde. So entsteht eine Art Raumblase, deren Inflation sich irgendwann verlangsamt und zu einer normalen Ausdehnung wird – wie wir sie heute in unserem Kosmos beobachten. „In diesem Szenario ist das Universum als Ganzes unvergänglich“, so Linde.
Würde Lindes Theorie stimmen, dann wäre das Universum, wie wir es kennen, nicht das einzige, sondern nur eine der vielen Blasen in der Unendlichkeit. Selbst der Name „Universum“, abgeleitet vom lateinischen „unus“ – „ein einziger“ – wäre falsch. Denn außerhalb unseres Beobachtungshorizonts existieren dann noch viele weitere kosmische Welten.