Warum und wann unsere Vorfahren die entscheidenden Schritte von Wildbeutern zur Landwirtschaft absolvierten, ist leider nicht so einfach festzustellen. „Jahrzehnte der archäologischen Forschung und Tausende von Publikationen haben sich der Frage gewidmet, wann, wo und warum dieser Wandel geschah“, erklärt der Archäologe Gordon Hillman vom University College London.

Denn die Anfänge von Pflanzenbau und Tierzucht lassen sich oft nur schwer anhand der archäologischen Funden nachweisen. Ein Indiz dafür können zwar Werkzeuge sein, wie sie zur Feldarbeit und zum Verarbeiten des Getreides benötigt werden. Auch ungewöhnlich viele Getreidereste können auf größere Ernten und eine Vorratshaltung hindeuten, weil bloßes Sammeln selten so große Erträge bringt. Aber theoretisch können auch Jäger und Sammler größere Mengen an Nahrung gelagert haben – beispielsweise zur Vorbereitung von großen Ritualen oder Festen.
Göbekli Tepe: Wildbeuter als Baumeister
Dies könnte bei den vor mindestens 10.000 Jahren errichteten Steinkreise von Göbekli Tepe in Anatolien der Fall sein. Archäologen vermuten, dass die Erbauer dieses Monuments noch als Jäger und Sammler lebten, weil in der Nähe des Bauwerks weder Siedlungen noch Spuren domestizierten Getreides gefunden wurden.

Gleichzeitig aber erforderte der Bau dieses Steinkreises mit seinen verzierten Pfeilern einen hohen Grad der Organisation und natürlich viele Helfer. Zudem wurden hier wahrscheinlich Rituale und Feste gefeiert – auch wenn noch nicht ganz klar ist, ob der Steinkreis nun ein Tempel, ein Mausoleum oder eine sonstige heilige Stätte war. „Besonders in der älteren Schicht des Göbekli Tepe mit den monumentalen Anlagen zeugen große Mengen an Tierknochen von großen Festen, die sicher religiös motiviert waren“, berichtet Klaus Schmidt vom Deutschen Archäologischen Institut.