Wo menschliche Augen nur noch schwarz sehen und sich Bussard, Habicht und Co. wegen Dunkelheit schon längst in die Federn begeben haben, sieht es für nachtaktive Tiere gerade mal ein bißchen düster aus. Das liegt daran, dass ihre Augen ganz anders aufgebaut sind, als die Augen von tagaktiven Wesen. Nachtaktive Tiere haben im Vergleich zu ihrer Körpergröße viel größere Augen als Menschen und tagaktive Tiere. Außerdem besitzen sie Pupillen, die sich im Dämmerlicht sehr weit öffnen können, um so jedes verfügbare Restlicht einzufangen.
Wenn Lichtstrahlen durch die Pupille gedrungen sind, werden sie im Auge auf der Retina gebündelt. Die Retina ist mit dem optischen Nerv verbunden, der die Lichtimpulse weiter ins Gehirn leitet. Der Aufbau der Retina ist äußerst kompliziert, sie besteht aus 10 unterschiedlichen Schichten und auf ihr sammeln sich mehr Nervenzellen als irgendwo anders im Körper.
Die beiden wichtigsten Rezeptor-Zellen dort sind Stäbchen und Zäpfchen. Zäpfchen sorgen dafür, dass wir Details und Farben wahrnehmen können. Die Stäbchen sind lichtempfindlicher und besitzen dafür ein geringeres räumliches Auflösungsvermögen. Sie reagieren primär auf Hell-Dunkelreize. In den Augen nachtaktiver Tiere sind vor allem die Stäbchen aktiv. Die meisten nachtaktiven Tiere besitzen daher nur noch wenig Zäpfchen.
Nachtaktive Tiere verfügen aber über noch mehr Tricks, um jeden Lichtstrahl in der Dämmerung oder in der Nacht einzufangen. Manche Tiere, wie z.B. Katzen haben hinten im Auge eine spiegelähnliche Schicht, das Tapetum. Das Tapetum wirkt dort als eine Art Restlichtverstärker. Die Lichtstrahlen werden reflektiert, passieren so die Retina ein zweites Mal und können von den Zäpfchen ein weiteres Mal ausgewertet werden. Das ist auch der Grund, warum Katzenaugen im Dunkeln leuchten. Die Farbe des Tapetums variiert übrigens von Tier zu Tier. So können Forscher die Tiere bei Nacht auch durch die Farbe des Augenglimmens bestimmen.