Seitdem vor über 150 Jahren der erste Dinosaurierknochen als eben solcher identifiziert wurde, sind bis jetzt ungefähr 700 Arten anhand von Fossilien rekonstruiert und benannt worden. Allerdings gehen davon nur rund die Hälfte auf mehr oder weniger vollständige Exemplare, die als eigenständige Art angesehen werden können, zurück.
Die Arten, die sehr nah miteinander verwandt sind, fassen die Forscher in einer Gattung zusammen. Die 700 Arten werden rund 300 Dinosaurier-Gattungen zugeordnet – obwohl um die 540 Gattungen benannt worden sind. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sind allerdings noch nahezu 700 bis 900 Gattungen unentdeckt. Die Paläontologen haben also noch einiges an Forschungsarbeit vor sich…
Das Problem bei der Rekonstruktion der Vielfalt der Dinosaurier ist, dass die Forscher sich lediglich auf Funde von Dinosauriern, die an der Küste oder in Flusstälern gelebt haben, beziehen können. Nur dort konnten sich Sedimente ansammeln, in denen schließlich Millionen Jahre später die versteinerten Überreste gefunden werden. Es gibt aber keinerlei Hinweise auf Dinosaurier, die im Gebirge oder allgemein hügeligen Gelände gelebt haben. Diese Landschaftsform machte allerdings den größten Teil der Erdoberfläche aus, so dass man sich denken kann, dass wir bis heute höchstwahrscheinlich nur einen winzigen Bruchteil der riesigen Dinosaurier-Familie kennen gelernt haben.
Das wird auch nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass allein die heute lebenden Reptilien und Säugetiere jeweils 6.000 Arten umfassen. Und selbst wenn alle der bis jetzt beschriebenen 700 Arten wirklich gelebt haben sollten, so machen sie immer noch weniger als ein Zehntel der uns bekannten lebenden Vogelarten, weniger als ein Fünftel der Säugetierarten und weniger als ein Drittel aller erforschten Spinnenarten aus.
Hinzukommt auch noch, dass normalerweise bei der Einteilung von Tieren, die sich auf den ersten Blick ähnlich sehen – beispielsweise Echsen und Schlangen – ihre Farbe und die Muster ihrer Haut als Erkennungsmerkmal herangezogen werden. Diese Eigenschaften fallen bei den Dinosaurier weg, da sie nicht in Versteinerungen erhalten bleiben. Deshalb ist es auch durchaus möglich, dass Forscher „aus Versehen“ viele eigentlich verschiedene Dinosaurier-Arten, als eine einzige identifiziert haben.
Stand: 15.08.2000