Ist dieser Hitzesommer noch „normal“? Oder erleben wir hier schon ein Symptom des Klimawandels? Das dürften sich momentan wohl viele Menschen fragen. Dummerweise ist die Antwort darauf nicht ganz so einfach – wie fast immer, wenn es um Wetter und Klima geht.
Zufall oder nicht?
Das Problem: Wetter und Klima sind durch große natürliche Schwankungen gekennzeichnet. Ob ein Einzelereignis wie dieser Hitzesommer nur eine dieser normalen Variationen ist oder nicht, ist deswegen kaum nachweisbar. Wer argumentiert: „Früher hat es auch schon heiße Sommer gegeben“, hat durchaus recht. Aber: Entscheidend ist, wie oft solche Hitzeextreme auftreten. Mutiert ein „Jahrtausendsommer“ zu einer alle paar Jahre auftretenden Routine, dann steckt mehr dahinter als nur Zufall.
„Ich bin mir relativ sicher, dass wir diese Hitzewelle, die wir momentan haben, ohne den Klimawandel nicht hätten“, sagt Klimaforscherin Johanna Hay vom Imperial College London. „Natürlich lässt sich das so nicht direkt beweisen. Aber wir können mit Sicherheit sagen, dass solche früher außergewöhnlichen Ereignisse inzwischen immer häufiger geworden sind.“ Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) nennt konkrete Zahlen: „Hierzulande haben wir heute im Schnitt doppelt so viele Hitzetage mit einer Maximaltemperatur über 30 Grad als noch in den 1980er Jahren.“
75 Prozent sind „hausgemacht“
Dass Hitzewellen inzwischen mehr als nur natürliche Ausreißer sind, haben Forscher bereits 2015 in einer Studie nachgewiesen. Demnach gehen rund 18 Prozent der Starkregen und 75 Prozent der Hitzeextreme weltweit auf das Konto der anthropogenen Erwärmung – und sind damit quasi hausgemacht. „Bei einer zurzeit gemessenen Erwärmung von 0,85°C ist die Wahrscheinlichkeit von Hitzeextremen über Land fünf Mal höher als in präindustriellen Zeiten“, so Erich Fischer und Reto Knutti von der ETH Zürich.