Am Nordpol des Saturn findet sich ein erstaunliches Phänomen: Gasströmungen und Wolken bilden hier ein gigantisches Sechseck. Warum diese Formation so eckig ist, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Neue Aufnahmen der NASA-Sonde Cassini zeigen jetzt die Wirbelstrukturen in bisher unerreichter Auflösung.
Obwohl alle anderen Stürme und Wolken den Saturn entweder als Bänder umringen oder aber runde Flecken bilden, ist die Formation an seinem Nordpol eindeutig eckig, wie schon Aufnahmen der Voyager-Sonden in den 1980er Jahren belegten. Das aus Wolken geformte Hexagon steht zudem nicht still, sondern dreht sich im Laufe von rund zehneinhalb Stunden einmal um sich selbst. Aber wodurch entsteht es? Diese Frage beschäftigt Planetenforscher nun schon seit rund 30 Jahren, eine endgültige Antwort aber gibt es noch immer nicht. „Allein die Langlebigkeit dieses Hexagons macht es schon speziell, wenn man bedenkt, dass die meisten Wetterphänomene auf der Erde maximal Wochen anhalten“, erklärt Kunio Sayanagi vom California Institute of Technology.
Eine neue Aufnahme der Cassini-Sonde hat nun die bisher schärfste Ansicht des polaren Vortex geliefert. In ihr sind die verschiedenen Wellenlängen des Lichts vom UV zum Infrarot in verschiedenen Farben kodiert, so dass sich eine multispektrale Ansicht ergibt. Im Herzen der Formation stürmt ein enormer Wirbelsturm mit einem Auge 50 Mal größer als das von Hurrikans auf der Erde. Darum sind zahlreiche kleinere Wirbel als rötliche Ovale zu erkennen, eine von ihnen bewegen sich im Uhrzeigersinn, andere entgegengesetzt um das Vortexzentrum. Der größte dieser Wirbel, im unteren rechten Bereich zu erkennen, hat rund 3.500 Kilometer Durchmesser und ist damit immer noch doppelt so groß wie der größte irdische Wirbelsturm. Aus der Aufnahme geht zudem hervor, dass im inneren des Hexagons weniger große und viele kleinere Partikel vorkommen, außerhalb des polaren Vortex ist es umgekehrt.
Eine animierte Fassung der Vortexaufnahme gibt es auf der Seite des JPL