Warum schwimmen Seepferdchen aufrecht? Bevorzugen doch alle anderen Fische die Horizontale. Ein deutsch-australisches Forscher-Duo hat diese Frage nun geklärt: Verschiebungen der Kontinentalplatten ließen vor 25 Millionen Jahren große Flachmeere mit Seegraswiesen entstehen. In diesen konnte sich eine mutierte – aufrechte – Form der Seepferdvorfahren besser verstecken, wie die Wissenchaftler in der Fachzeitschrift „Biology Letters“ berichten.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Luciano Beheregaray stellte der deutsche Meeresbiologe Peter Teske im Rahmen eines Forschungsprojekts an der australischen Macquarie Universität genetische Untersuchungen zwischen Seepferdchen und den australischen „Pygmy Pipehorses“ an. Diese gehören einer Fischgrupppe an, die als die nächsten Verwandten der Seepferdchen gelten. Der englische Name dieser Tiere ist eine Kombination aus Pipefish (Seenadel) und Seahorse (Seepferd), der andeutet, dass sie Merkmale beider Gruppen in sich vereinen. Die Pipehorses schwimmen nicht aufrecht, sondern fischtypisch waagerecht im Wasser.
„Seepferdchen und Pygmy Pipehorses sind sich sehr ähnlich”, erklärt Teske. „Beide besitzen einen Schwanz, der nicht zum Schwimmen benutzt wird, sondern um sich an Pflanzen und anderen Objekten festzuhalten. In beiden Gruppen brüten die Männchen die Eier in einer Bruttasche aus. Der einzige größere Unterschied ist im Prinzip die aufrechte Haltung.“ Tatsächlich sind die Parallelen so stark, dass auch Teske die Pipehorses zunächst für Seepferdchen hielt, die aus irgendeinem Grund ihre aufrechte Körperhaltung aufgegeben hatten.
Plattentekonik begünstigt aufrechte Mutation
Die genetischen Untersuchungen der Forscher ergaben jedoch das genaue Gegenteil: Vor etwa 25 Millionen Jahren verursachten offenbar genetische Mutationen in einigen Pygmy Pipehorses eine aufrechte Körperhaltung: die ersten Seepferdchen hatten sich entwickelt. Was dann passierte, ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie die natürliche Selektion die Entwicklung neuer Arten fördern kann.