Der Beginn einer Alzheimer-Erkrankung geht mit einem Mangel an der chemischen Substanz Acetylcholin einher. Jetzt haben Forscher entdeckt, dass dieser Botenstoff im Gehirn nicht wie bisher angenommen bei allen Nervenzellen für eine verstärkte Signalübertragung sorgt. Im Gegenteil: In der vierten Schicht der Großhirnrinde übernimmt Acetylcholin ausschließlich die Funktion, die Nervenzellen zu hemmen. Diese Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht.
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Mit der Untersuchung der Acetylcholin-Wirkung sind Professor Dirk Feldmeyer vom Forschungszentrum Jülich und Emmanuel Eggermann von der Universität Freiburg nun in der Alzheimerforschung einen wichtigen Schritt vorangekommen. Die beiden Forscher konzentrierten ihre Studien an Rattenhirnen auf die vierte Zellenschicht der Großhirnrinde, weil diese eine Schlüsselrolle in der Signalverarbeitung von Sinneseindrücken einnimmt. Die erregenden Nervenzellen dieser Schicht (L4-Neuronen) bilden das „Eingangstor“ zum Großhirn für Signale, die aus dem Thalamus und über diesen vom Körper und den Sinnesorganen kommen.
Acetylcholin als Verstärker
Erregende Nervenzellen – 80 Prozent aller Neurone – können an andere Nervenzellen ein chemisches Signal weitergeben, das diese zu einer verstärkten Aktivität und somit wiederum zur Signalfortleitung veranlasst. Die L4-Neuronen geben ihre Signale jedoch nicht nur an andere Zellschichten der Großhirnrinde weiter, sondern in einer Rückkopplungsschleife auch an sich selbst zurück. Deshalb gingen viele Forscher bisher davon aus, dass die Hauptaufgabe der L4-Neuronen darin besteht, die aus dem Thalamus eingehenden Signale zu verstärken.