Der Aralsee war einst der viertgrößte See der Erde. Heute aber droht er völlig zu verlanden. Wie weit die Austrocknung bereits fortgeschritten ist, enthüllt jetzt eine Bilderserie des Terra-Satelliten der NASA. Sie zeigt die dramatische Entwicklung seit dem Jahr 2000. Heute ist von dem einst größeren Ostbecken des Sees nichts mehr übrig, das Westbecken ist nur noch als schmale Sichel erhalten.
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Ursprünglich waren es zwei Flüsse, Amudarja und Syrdarja, die von den Bergen aus kommend, den Aralsee speisten. Dieser liegt inmitten von trockener Wüstenlandschaft in einer ausgedehnten Senke und bildete eine Insel des Wassers in diesem ariden Gebiet. Doch in den 1960er Jahren begann die damalige Sowjetunion ein großes Bewässerungsprojekt im trockenen Grenzgebiet des heutigen Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan. Das Wasser der Aralsee-Zuflüsse wurde mehr und mehr abgezapft, um Baumwollfelder und andere Nutzpflanzenkulturen zu versorgen.
Zu wenig Zufluss
Diese Maßnahmen machten zwar die Wüste zu einer „blühenden Landschaft“, für den Aralsee bedeuteten sie jedoch den Anfang vom Ende. Denn die intensiven Wasserentnahmen weiter flussaufwärts ließen seine Wasserzufuhr immer weiter schrumpfen, so stark, dass die Wasserverluste durch die starke Verdunstung nicht mehr ausgeglichen wurden.
Schon das erste Bild des „Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer“ (MODIS) an Bord des Terra-Satelliten der NASA im Jahr 2000 enthüllte, wie sehr der See seit 1960 geschrumpft war. Der Nordteil des Gewässers bildete einen eigenen Bereich, den „kleinen Aralsee“, der Süden hatte sich in zwei nur an einer Stelle verbundene Becken geteilt. Schon ein Jahr später, 2001, war die Verbindung zwischen beiden Becken getrennt und der flachere östliche Teil begann immer rapider zu verlanden. Besonders dramatische Abnahmen zeigen die Aufnahmen des Satelliten in den Jahren 2005 auf 2006 und 2007 auf 2008. In dieser Zeit trocknete der Ostteil des Sees immer weiter aus.
Damm als „Todesstoß“
Eine Ursache für das sich beschleunigende Schrumpfen ist direkt menschengemacht: 2005 versuchte Kasachstan, zumindest einen Teil des Sees zu retten und errichtete einen Damm zwischen dem Nord- und Südbecken. Dieser hielt das von der Syrdarja einfließende Wasser in dem kleineren Nordteil zurück, bedeutete aber für den Südteil das Todesurteil. Von einem seiner Zuflüsse komplett abgeschnitten, gewann die Verdunstung endgültig die Oberhand.
Während der Wasserspiegel im „kleinen Aralsee“ in den letzten Jahren sogar wieder leicht anstieg, dokumentiert die neueste Aufnahme des Terra-Satelliten vom Mai 2009 das endgültige Ende des Ostbeckens im Südteil: Statt Wasser sind hier nur noch Staub und Wüste zu sehen.
Für die Bewohner der Aralseegegend ging durch die Austrocknung nicht nur die Fischerei als Lebensgrundlage verloren, der salzige und mit Pestiziden angereicherte Staub ist zudem auch eine ernste Gesundheitsgefahr für die Region. Auch das Klima hat sich bereits verändert: Die Abwesenheit des großen, puffernden Wasserkörpers machte die Sommer heißer und trockener und die Winter kälter.
(Earthobservatory, 11.08.2009 – NPO)