Paläontologie

Ammoniten: Artenvielfalt dank Massenaussterben

„Tabula rasa“ sorgte für schnelle Evolution und gute Anpassungsfähigkeit

Obwohl am stärksten betroffen, gingen die Ammoniten als die großen Gewinner aus dem Massenaussterben vor 251 Millionen Jahren hervor. Denn gerade der große Einschnitt verhalf ihnen zu rasanter Evolution und damit verbunden großer Anpassungsfähigkeit an die neuen Bedingungen. Dies berichtet nun eine schweizerisch-französische Forschungsgruppe in „Science“. Damit war es erst das Massenaussterben, das den Tieren den großen Erfolg bescherte.

Für mehr als 80 Prozent der irdischen Meeresbewohner bedeutete das große Massenaussterben vor rund 251 Millionen Jahren, am Ende des Permzeitalters, das definitive Aus. Am stärksten betroffen: die Ammoniten, eine Gruppe der Kopffüßer. Doch erstaunlicherweise erholten sich diese – im Gegensatz etwa zu Muscheln und Schnecken – in der darauf folgenden Trias in verhältnismäßig kurzer Zeit. Weniger als zwei Millionen Jahre nach dem großen Artensterben wiesen die Ammoniten mit über hundert verschiedenen Arten sogar eine wesentlich größere Artenvielfalt auf als während des Perms. Aber warum?

Anpassungsfähigkeit als Schlüssel zum Erfolg

Um dies herauszufinden, analysierte eine schweizerisch-französische Forschungsgruppe unter Beteiligung von Forschern des Paläontologischen Instituts der Universität Zürich sämtliche verfügbaren Daten aller Ammonitenarten über eine Zeitspanne von 106 Millionen Jahren. Das überaschende Ergebnis: Gerade der extreme Umweltstress in der Zeit nach dem Massenaussterben verhalf den Ammoniten zu ihren Erfolg. Denn der Anfang der Trias ist von extremen Klimaschwankungen und einer sich ständig verändernden Wasserchemie der Ozeane und davon abhängig einer schwankenden Primärproduktion geprägt. Die Ammoniten konnten sich dank der markanten Zunahme ihrer Evolutionsraten schnell an diese wechselnden Bedingungen anpassen und wurden so zu den großen Gewinnern des Massenaussterbens.

Massenaussterben als evolutionärer Katalysator

„Dass sich die Ammoniten selbst unter solch extremen Bedingungen so schnell und erfolgreich erholen konnten, hängt wohl mit ihrem großen morphologischen und taxonomischen Reichtum zusammen“, vermutet der am Forschungsprojekt beteiligte Hugo Bucher, Professor für Paläozoologie an der Universität Zürich. Es ist anzunehmen, dass Ammoniten punkto Lebensraum und Nahrungsressourcen besonders anpassungsfähig waren. Oder wie es Hugo Bucher auf den Punkt bringt: „Ammoniten hatten gute Gene und Glück.“

Die neuen Ergebnisse bestätigen, dass das Massenaussterben von Arten nicht nur negativ sein zu braucht, sondern für die Evolution gewisser Gruppen geradezu als Katalysator wirken kann. Extremer umweltbedingter Stress kann die Evolutionsrate erhöhen.

(Universität Zürich, 28.08.2009 – NPO)

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