Physik

Laser beschleunigt Protonen auf Rekordwerte

Strahlungsenergien von circa 67 Megaelektronvolt erreicht

Bild 1: Pizza-Kegel-Target - von den Wissenschaftlern in Anlehnung an die Form einer Pizza so genannt - mit Laserstrahl (rot) von links.

Die Laser-Teilchenbeschleunigung ist ein aufstrebendes Gebiet der Physik, von dem in Zukunft erhebliche Fortschritte für die moderne Strahlentherapie bei Krebs erwartet werden. Noch nie konnten Protonen mit einem Laser auf so hohe Energien beschleunigt werden, wie es jetzt einem internationalen Physikerteam gelungen ist.

{1r}Es wurden dabei Strahlungsenergien von circa 67 Megaelektronvolt (MeV) erzielt. Ein Elektronvolt ist die Bewegungsenergie, die ein Teilchen erhält, wenn es mit einer Spannung von einem Volt beschleunigt wird. Strahlung in diesem Energiebereich ist beispielsweise nötig, um Augenkrebs zu behandeln.

Intensives Laserlicht, das auf Materie trifft, ist in der Lage, Teilchen auf mikroskopisch kleinen Strecken auf Energien zu beschleunigen, die sonst nur mit großen Beschleunigeranlagen möglich sind. Weltweit erforschen Physiker das Prinzip der Laser-Teilchenbeschleunigung, um damit Partikelstrahlung unter anderem für den zukünftigen Einsatz in der Krebsbehandlung zu erzeugen.

Weltrekord in der Laser-Teilchenbeschleunigung

Professor Thomas Cowan vom Institut für Strahlenphysik am Forschungszentrum Dresden-Rossendorf (FZD) ist einer der ersten Wissenschaftler, der Untersuchungen zur Laserbeschleunigung von Protonen durchführte. Die aktuellen Rekordmessungen sind das Ergebnis von Experimenten von Sandrine Gaillard im Rahmen ihrer Promotion, die von Cowan betreut wird. Sie entstanden gemeinsam mit Wissenschaftlern des FZD, des Sandia National Laboratory, der University of Nevada, Reno, sowie der University of Missouri, Columbia, am Los Alamos National Laboratory in New Mexico, USA.

Der neue Weltrekord in der Laser-Teilchenbeschleunigung ist wesentlich von speziell geformten Targets, also Zieloberflächen, abhängig. Die Wissenschaftler beschossen mit ultrakurzen Laserpulsen von rund 600 Femtosekunden (eine Femtosekunde entspricht einer Billiardstel Sekunde) und rund 80 Joule dünne Folien, aus denen kegelartige Strukturen herausstülpen, deren Spitze wiederum mit einer hauchdünnen Folie bedeckt ist. Die Oberflächen wurden nanotechnologisch verändert.

Wenn das intensive Laserlicht auf die Innenseiten dieser ambossartigen Mikrostrukturen trifft, treten Elektronen aus dem Material aus. Im Gegensatz zu glatten Oberflächen wirken die Mikrostrukturen wie eine Elektronenfalle und schließen die Elektronen ein. In dem dabei erzeugten elektrischen Feld können die Protonen auf höhere Energien als bisher möglich beschleunigt werden.

Dichte des Protonenstrahls messen

Die Wissenschaftler setzten Röntgenstrahlung ein, um die Wechselwirkungen zwischen dem Laserstrahl und den Mikrostrukturen aufzuklären und abzubilden. Genauere Untersuchungen stehen noch aus, aber Computersimulationen, durchgeführt von FZD-Doktorand Thomas Kluge, beschreiben die neuen Daten bereits gut und ermöglichen damit tiefere theoretische Einblicke in die Prozesse.

Als nächstes wollen die Forscher die Dichte des Protonenstrahls messen – neben der Energie eine wesentliche Voraussetzung für medizinische Anwendungen.

Die Rekordmessungen werden auf der „6. International Fusion Sciences and Applications Conference“ vorgestellt, die vom 6. bis 11. September 2009 in San Francisco, USA, stattfindet.

(idw – Forschungszentrum Dresden – Rossendorf, 10.09.2009 – DLO)

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