Frankfurter Atomphysikern ist es erstmals gelungen, in die tieferen Elektronen-Hüllen eines Salzsäure-Moleküls zu blicken. Sie berichten über die überraschenden Ergebnisse ihres Experiments in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Science“.
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Elektronen-Wolken sind der Kleber, der Moleküle zusammenhält. Wenn beispielsweise ein Chlor-Atom und ein Wasserstoff-Atom sich zu Salzsäure verbinden, teilen sie sich die äußeren Elektronen so, dass man nicht mehr unterscheiden kann, zu welchem Atom sie vorher gehörten. Aber wie sehen diese Wolken, auch Orbitale genannt, in den inneren Schichten aus? Bisher stellte man sie sich als diffuse Gebilde vor, in der alle Elektronen gleich sind.
Ein Experiment, das Atomphysiker der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit kanadischen Kollegen am National Research Council in Ottawa ausführten, zeigt, dass dieses Bild so nicht stimmt. Nutzt man den quantenmechanischen Tunneleffekt, um die tieferen Schichten des Moleküls „anzubohren“, zeigt sich, dass auch die inneren Orbitale eine eigenständige Form haben. Ebenso wie im Atom haben sie beispielsweise eine Kugel- oder Hantelform und gehören damit beiden Partnern der Bindung gleichermaßen an.