Wie lebenfreundlich ist ein Planet oder anderer Ort im Weltall? Es gibt bisher zwar Kritierien, die dafür nach heutigem Wissen erfüllt sein müssen, diese sind aber bisher rein qualitätiv, Vergleiche zwischen potenziellen Orten des Lebens erlauben sie nicht. Dem wollen jetzt zwei Forscher abhelfen. Sie wollen einen allgemeinen Habitabilitäts-Index entwickeln, der die Lebensfreundlichkeit eines Orte mathemtisch und quantitativ beschreibt und damt vergleichbar macht. Einfach ist diese Aufgabe allerdings nicht…
Ist die Erde der einzige Planet, der Leben trägt? Oder gibt es noch andere lebensfreundliche Welten im All? Um diese Frage beantworten zu können muss klar sein, welche Voraussetzungen für die Entstehung des Lebens herrschen müssen. Die klassische Definition einer lebensfreundlichen Umwelt geht von der Existenz eines Lösungsmittels, beispielsweise Wasser aus, der Verfügbarkeit der Grundbausteine des Lebens, milden klimatischen Bedingungen sowie einer wie auch immer gearteten Energiequelle, die für den Aufbau energiereicher organischer Verbindungen genutzt werden kann.
Ziel: Ein Index für alle Lebens-Faktoren
Doch diese Definition hat einen Haken: „Wir neigen dazu einen Ort als bewohnbar zu bewerten, wenn er in einem Bereich liegt, wo diese Kriterien sich im so genannte Venn-Diagramm überlappen“, erklärt Axel Hagermann, Wissenschaftler an der Open University in Leeds. Das Venn-Diagramm ist vielen aus der Mengenlehre bekannt, es zegit Schnittmengen als Überlappungen von Kreisen. „Das ist schön und gut für einige Fälle, gibt uns aber keinen quantifizierbaren Weg, um genau zu vergleichen, wie lebensfreundlich ein Habitat im Vergleich zu einem anderen ist, was meiner Ansicht nach sehr wichtig ist.“
Hagermann und sein Kollege Charles Cockell von der Open University wollen dies ändern. Sie haben damit begonnen, einen einheitlichen, normalisierten „Index für Habitabilität“ zu entwickeln, der alle Variablen der vier Kristerien auf einmal mathematisch beschreibt. Im Rahmen des Europäischen Kongresses für Planetenwissenforschung in Potsdam stellen sie jetzt ihren ersten Ansatz vor, bei dem sie sich zunächst auf den Faktor Energie konzentrierten.
Wie bewohnbar ist ein Wüstenboden?
„Elektromagnetische Strahlung scheint auf den ersten Blick einfach durch Wellenlänge und Joule zu quantifizieren, aber es müssen viele weitere Dinge berücksichtigt werden wenn es um die Lebenfreundlichkeit geht“, erklärt Hagermann. „So sind beispielsweise sichtbares und infrarotes Licht wichtig für das Leben und Prozesse wie die Photosynthese, UV- und Röntgenstrahlung dagegen schädlich.“
Wenn ein Planet nur eine dünne Atmosphäre besitzt, die diese schädliche Strahlung hindurchlässt, kann es im Untergrund dennoch einen Bereich geben, wo die schädliche Strahlung nicht mehr hindringt, wohl aber die „gute“ Strahlung. Diesen Bereich dann als bewohnbare Region zu defdinieren ist das Ziel der Forscher. „Wir wollen diesen Bereich so definieren, dass wir beispielsweise sagen können, er sei genau so bewohnbar oder aber weniger habitabel als eine Wüste in Marokko“, erklärt Hagermann.
Die Wissenschaftler sehen sehr wohl, dass das Vorhaben einer generellen „Lebensgleichung“ nicht gerade eine leichte Aufgabe ist, halten sie aber für immens wichtig. „Es mag gute Gründe geben, warum ein solcher Habitabilitäts-Index nicht funktionieren kann und mit so vielen Variablen wird es in jedem Falle nicht leicht sein, ihn zu entwickeln. Aber dieser Index hat das Zeug dazu, ein unverzichtbares Werkzeug zu werden, wenn wir mehr und mehr Orte im Sonnensysten und darüber hinaus entdecken, die möglicherweise lebensfreundlich sein könnten.“
(Europlanet Research Infrastructure (RI), 17.09.2009 – NPO)