Paläontologie

Supertreibhaus: Tiefes Wasser rettete gestresste Korallen

Mega-Treibhauseffekt vor 200 Millionen Jahren sorgte für urzeitliche Wärmekrise

Die ältesten Riffkorallen der Jurazeit aus Südfrankreich. © C. Radke / MfN

Vor 200 Millionen Jahren führte ein Mega-Treibhauseffekt verursacht durch Riesenvulkane zu einem der größten Massenaussterben in der Erdgeschichte. Besonders Korallenriffe verschwanden damals fast völlig. Nur ein einziges Riff überlebte diese urzeitliche Wärmekrise. Warum, hat jetzt ein internationales Forscherteam untersucht – mit überraschenden Ergebnissen.

Unzählige Forschungsergebnisse belegen die Gefahren des heutigen Treibhauseffekts auf Korallenriffe: Globale Erwärmung und Ozeanversauerung bedrohen die Riffe weltweit.

Mega-Treibhauseffekt vor 200 Millionen Jahren

Ein ähnliches, aber noch wesentlich dramatischeres Szenario hat sich vor 200 Millionen Jahren am Ende der Trias-Zeit abgespielt. Der Riesenkontinent Pangäa begann zu zerfallen, in den Spalten zwischen Nordamerika und Afrika drangen gigantische Mengen von Lava an die Oberfläche, die Unmengen von CO2 in die Atmosphäre pumpten. Die Folge: ein Mega-Treibhauseffekt, der zu globaler Erwärmung, Ozeanversauerung und massenhaftem Artensterben in den Meeren führte.

Korallenriffe erlitten eine der schwersten Krisen ihrer Geschichte, viel schlimmer noch als durch den Meteoriteneinschlag, der vor 65 Millionen Jahren die Dinosaurier auslöschte. Die großen und hochdiversen Riffsysteme der Trias-Zeit verschwanden abrupt. Nur in Südfrankreich hat ein Riff überdauert. Warum?

Gestresste Korallen: Unregelmäßige Wachstumsstreifen deuten schwankende

Riff in Südfrankreich untersucht

Um dieser Frage nachzugehen, hat ein internationales Team von Wissenschaftlern das Riff genau unter die Lupe genommen. Fazit der Forscher um Professor Wolfgang Kießling vom Museum für Naturkunde Berlin: Es wuchs in tieferem Wasser, in damals schon relativ hoher geographischer Breite, und nahe der Region, in der schon die Riffe der Trias konzentriert waren. Entgegen früheren Annahmen dienten also nicht ferne ozeanische Inseln, sondern tiefere Schelfregionen als Refugien für gestresste Riffe.

Die in Europa überlebenden Korallen bildeten den Grundstock für die spätere Diversifizierung, die aber erst 15 Millionen Jahre später richtig in Schwung kam. Die Riffkrise am Ende der Trias-Zeit verdeutlicht nach Ansicht der Wissenschaftler, welch verheerende Effekte ein extremer Treibhauseffekt auf Ökosysteme haben kann und wo die Überlebenschancen am größten sind.

(idw – Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin, 01.10.2009 – DLO)

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