34 Meter hoch ragt der Turm mit dem neuen Wetterradar des Forschungszentrums Jülich auf der Sophienhöhe in den Himmel. Die Anlage misst Niederschläge und Wind viel präziser als die meisten bisherigen Geräte und wird als Frühwarnsystem für Hochwasser und Unwetter dienen. Das Radar soll aber auch detaillierte Daten zu den Auswirkungen des Klimawandels auf lokale Ökosysteme liefern.
Rund 1,4 Millionen Euro hat die neue Wetterstation gekostet. Herzstück der Anlage ist ein so genanntes polarimetrisches Radar. „Das Radar misst sehr viel genauer, wo welcher Niederschlag fällt. Wir können nun den Ort auf etwa 200 Meter genau eingrenzen und außerdem vorhersagen, ob es regnen oder hageln wird“, erklärt Heye Bogena vom Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre des Forschungszentrums Jülich.
„Wetterradare, wie sie zum Beispiel der Deutsche Wetterdienst betreibt, messen auf etwa einen Kilometer genau und geben keine Information über die Art des Niederschlags“, so der Forscher weiter.
TERENO untersucht regionale Folgen des Klimawandels
Die Radarstation ist Teil des deutschlandweiten Langzeitprojekts TERENO (TERrestrial ENvironmental Observatories). Dies ist die bisher umfangreichste Untersuchung der langfristigen Folgen des Klimawandels auf regionaler Ebene. „Bislang fehlen ausreichende Beobachtungsdaten und untereinander vernetzte Observatorien, um Veränderungen über einen langen Zeitraum zu dokumentieren“, so Professor Harry Vereecken vom Forschungszentrum Jülich, der TERENO koordiniert.
„Zwillinge“ im Einsatz
Seit vergangenem Herbst bauen daher sechs Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft mit TERENO ein deutschlandweites Netz zur Erdbeobachtung auf. In diesem erfassen sie zunächst 15 Jahre lang regional die ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels. „Einzigartig ist, dass wir in vier Regionen Deutschlands – den Observatorien – alle Bestandteile des terrestrischen Systems intensiv beobachten, also Boden, Grundwasser, Pflanzen und Atmosphäre“, sagt Vereecken. Das neue Wetterradar wird eine zentrale Einrichtung im Jülicher Observatorium „Eifel-Niederrheinische Bucht“ sein.
Aber nicht nur die gemessenen Daten interessieren die Jülicher Wissenschaftler. Sie werden zusammen mit Forschern der Universität Bonn auch die Technik des Radars für den Routineeinsatz weiter entwickeln. Besonders attraktiv dabei: Die Bonner Kollegen betreiben auf einem Studentenheim in Bonn bereits ein baugleiches Radarmodell. Die „Zwillinge“ lassen sich koppeln und liefern so zusätzliche Informationen.
Viele „Kunden“
Neben den Wissenschaftlern profitiert der Deutsche Wetterdienst von der neuen Anlage. Die Daten stehen ihm zur Verfügung – etwa um Wettervorhersagen und Hochwasserwarnungen zu verbessern. Weitere Nutzer sind RWE, auf deren Gelände der Radarturm steht, sowie die lokalen Wasserverbände. Diese können mit den Niederschlagsdaten des Wetterradars beispielsweise die Steuerung ihrer Talsperren und anderer wasserwirtschaftlicher Anlagen optimieren.
Der Turm dient auch noch einem weiteren gemeinnützigen Zweck: Die Kommunale Datenverarbeitungszentrale Rhein-Erft-Rur nutzt den Turm als Basis eines Richtfunknetzes für einen verbesserten Datentransfer zwischen den umliegenden Kommunen.
(Forschungszentrum Jülich, 26.10.2009 – DLO)