Trotz ihrer Angst einflößenden Reißzähne waren Säbelzahnkatzen-Männchen in ihrem Rudel vermutlich eher Schmusekater als aggressive Paschas. Das zeigt ein Vergleich der geschlechtsbedingten Größenunterschiede von Säbelzahnkatzen und dem zeitgleich lebenden Amerikanischen Löwen. Währen bei letzterem die Männchen deutlich größer waren als ihre Weibchen, herrschte bei den Säbelzahnkatzen Geschlechtergleichheit – und dies vermutlich nicht nur in Bezug auf die Körpergröße, wie Forscher jetzt im „Journal of Zoology“ berichten.
In Tierarten, in denen die Männchen um Weibchen kämpfen, haben die schwereren Männchen meist Vorteile im Kampf. Als Folge entwickeln sich im Laufe der Evolution bei diesen Arten oft ausgeprägte Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern, weil die Männchen immer größer werden. Ein solcher Dimorphismus existiert bei den meisten heute lebenden Großkatzen. Aber wie sieht es mit deren ausgestorbenen Vorfahren aus? Genau das haben jetzt Wissenschaftlerinnen des National Evolutionary Synthesis Center in Durham und der Loyola Marymount Universität in Los Angeles untersucht.
Fossile Zähne als Indizien
Ihre Forschungsobjekte: Fossile Zähne der Säbelzahnkatze Smilodon fatalis, die von vor 1,6 Millionen Jahren bis noch vor rund 10.000 Jahren auf dem amerikanischen Kontinent lebte, und einer weiteren dort lebenden Raubkatzenart, dem Amerikanischen Löwen. Die Wissenschaftlerinnen nutzten deshalb Zähne statt Skeletten, weil nur dies gewährleistet, dass die untersuchten Relikte wirklich komplett ausgewachsenen Männchen und Weibchen angehören.
Die Forscherinnen röntgten die Unterkiefer und Zähne von 13 Amerikanischen Löwen und 19 Säbelzahnkatzen, die in den La Brea Tar Pits in Los Angeles gefunden worden waren. Sie maßen dann den Durchmesser der Zahnhöhlen und setzten es für jede Art ins Verhältnis zur Kieferlänge. „Zähne füllen sich im Laufe der Zeit“, erklärt Wendy Binder von der Loyola Marymount Universität. „In jungen Tieren ist die Zahnhöhle fast vollständig hohl, wenn sie dann älter werden, füllt sie sich im Dentin auf. Das gibt einem zwar nicht das exakte Alter, erlaubt aber eine relative Einordnung in jung, mittelalt oder alt.“