Entgegen bisheriger Annahmen war es vielleicht doch nicht der Wasserdampf aus Vulkanen, der einst die ersten Ozeane der Erde entstehen ließ. Ein französischer Forscher hat jetzt in „Nature“ eine ganz andere Theorie veröffentlicht: Er geht davon aus, dass eisbedeckte Asteroiden aus dem äußeren Sonnensystem das Wasser auf die Erde brachten. Demnach wäre das urzeitliche Meerwasser extraterrestrischen Ursprungs.
{1l}
Für die Suche nach Leben im All gilt noch immer die Devise: Wasser ist eine Voraussetzung für Leben. Vor rund 4,5 Milliarden Jahren waren es die ersten Ozeane, die auf der jungen Erde die Bühne für die ersten Organismen bereiteten. Aber wie entstanden sie? Nach geltender Lehrmeinung entstanden Atmosphäre und Meere durch vulkanische, wasserhaltige Gase aus dem Erdinneren. Allerdings ist das Mantelgestein unseres Planeten eigentlich eher wasserarm, ähnlich wie auch bei unseren Nachbarn Venus und Mars.
Woher stammt das erste Wasser?
Einige Forscher, wie Francis Albarède vom Labor für Erdwissenschaften der Universität Claude Bernard in Lyon, glauben, dass die Temperaturen im inneren Sonnensystem damals ohnehin noch viel zu hoch waren, als das flüchtige Elemente zusammen mit dem Planetengestein kondensieren konnten. Auch der starke Sonnenwind sorgte dafür, dass alle Gase weggefegt wurden. Demzufolge kann die Erde damals auch kaum Wasser angesammelt haben. Wenn überhaupt, hätte dies erst viel später stattfinden können. Erst nach rund 30 Millionen Jahre nach Bildung des Sonnensystems, als der Mond durch eine große Kollision eines Asteroiden mit der jungen Erde entstand.
Eisreiche Asteroiden als „Wasserträger“?
Woher aber kam dann das Material für die ersten Meere? Nach Ansicht von Albarède könnte sich die Hauptlieferung volatiler Elemente für die Erde einige zehn Millionen Jahre nach dem lunaren Impakt ereignet haben. Zu einer Zeit, als im äußeren Sonnensystem das „große Aufräumen“ begann. Die Gasriesen nahmen ihre endgültigen Bahnen ein und schleuderten dabei eisreiche Trümmer, die bei der Planetenbildung übrig geblieben waren, in alle Richtungen.
Einige davon, so Albarède, müssen damals auch auf der Erde gelandet sein. Die Einschläge waren vermutlich so heftig, dass sie durch die Oberfläche bis in den Erdmantel eindrangen und die Eigenschaften des Gesteins veränderten. Sie schufen nicht nur die Voraussetzung für die Entstehung der Weltmeere, möglicherweise waren sie auch der entscheidende Auslöser für die Plattentektonik, die langsame Drift der festen Erdplatten auf einer halbgeschmolzenen Mantelschicht.
(CNRS (Délégation Paris Michel-Ange), 10.11.2009 – NPO)