Geowissen

Eisschmelze treibt Patagonien in die Höhe

Studie: Abnahme der Gletscher führt zu starker Hebung der Erdkruste

Eisabbruch am Perito-Moreno-Gletscher © Christof Berger / GFDL

Ein internationales Wissenschaftlerteam hat am Südlichen Patagonischen Eisfeld eine starke Hebung der Erdkruste gemessen. Die Ursache für dieses bemerkenswerte Phänomen ist eine sich beschleunigende Abnahme des Eises, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Earth and Planetary Science Letters“. Das Südliche Patagonische Eisfeld ist mit 13.000 Quadratkilometern nach der Antarktis die zweitgrößte Eismasse auf der Südhalbkugel.

„Hier kommen zwei Faktoren zusammen“, erläutert Projektleiter Professor Reinhard Dietrich vom Institut für Planetare Geodäsie der Technischen Universität Dresden.

Geringe Viskosität des Erdmantels

„Zum einen die Abnahme des Eises, die nach der kleinen Eiszeit vor etwa 120 Jahren begann und jetzt einen jährlichen Massenverlust von 30 Gigatonnen, das heißt etwa 30 Kubikkilometern, erreicht hat. Dieser zunehmende Schwund des Eises geht eindeutig mit dem Klimawandel in den letzten Jahrzehnten einher“, so der Forscher.

Zum anderen besäßen Lithosphäre und Erdmantel dort die Eigenschaft, Massenänderungen an der Erdoberfläche besonders schnell zu kompensieren, was insbesondere durch eine geringe Viskosität des Erdmantels hervorgerufen werde.

39 Millimeter Hebung pro Jahr

Dass der Auf- und Abbau großer Eismassen zu Senkungen und Hebungen der darunterliegenden Erdkruste führen kann, ist unter Geowissenschaftlern schon seit längerem bekannt und wird „Glazialisostasie“ genannt.

Die von den Wissenschaftlern in Patagonien mittels GPS bestimmte Rate von 39 Millimeter pro Jahr ist jedoch die größte glazialisostatische Hebungsrate, die bisher weltweit gemessen wurde.

Berge: Ein Meter höher in 30 Jahren?

„Wir werden diese Untersuchungen fortsetzen“, so Dietrich in den Earth and Planetary Science Letters. „Unsere Modellrechnungen zeigen, dass in einigen Bereichen sogar Hebungsraten von 50 Millimeter pro Jahr zu erwarten sind. Das bedeutet beispielsweise, dass die Gipfelhöhen so bekannter Berggruppen der Südanden wie Torres del Paine oder Fitzroy derzeit innerhalb von 20 bis 30 Jahren jeweils um einen Meter zunehmen.“

(idw – Technische Universität Dresden, 10.12.2009 – DLO)

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