Tübinger Wissenschaftler haben gezeigt, dass wir einen Gesichtsausdruck live oder in einem Film viel besser erkennen können als auf einem Foto. Um die Stimmung der jeweiligen Personen zuverlässig deuten zu können, muss ein Film jedoch mindestens eine zehntel Sekunde lang sein.
Diese Forschungsergebnisse könnten dazu beitragen, dass uns computeranimierte Wesen in Zukunft noch realistischer und glaubwürdiger vorkommen, berichten die Forscher vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen in der Fachzeitschrift „Journal of Vision“.
Auch in der digitalisierten Welt findet ein Großteil unserer Kommunikation im direkten Austausch mit unserem Gegenüber statt. Damit uns der andere versteht, setzen wir nicht nur unsere Stimme, sondern zusätzlich ein vielfältiges Repertoire an Gestik und Mimik ein. Die Mimik hat einen starken Einfluss auf die Qualität eines Gesprächs. Ihre Abwesenheit gefährdet das Verständnis und den Gesprächsfluss. Ein Gesichtsausdruck kann viel aussagen: Ein Nicken bedeutet Zustimmung, ein Stirnrunzeln sagt: „Bitte erklären Sie mir das noch mal“.
Stimmung erkennen dauert 100 Millisekunden
Die Tübinger Forscher haben in ihrer neuen Studie nun festgestellt, dass wir einen Gesichtsausdruck besser erkennen, wenn sich dieser natürlich bewegt, als wenn er auf einem Foto „eingefroren“ ist. Allerdings können wir erst nach 100 Millisekunden die Stimmung unseres Gegenübers gut erfassen. Ist die Aufnahme kürzer, ist unser Gehirn nicht in der Lage, den Ausdruck des anderen zuverlässig zu deuten. Die dynamischen Informationen, die in den unterschiedlichen Mimiken vorkommen, beruhen auf unterschiedlichen Bewegungsabläufen.