Bei allen sozialen Unterschieden ist doch eines klar: Wir atmen alle die gleiche Luft – sollte man zumindest meinen. Das stimmt aber nicht, wie jetzt eine Studie Bochumer und Essener Wissenschaftler gezeigt hat. Sie stützt die These, dass Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus Umweltbelastungen stärker ausgesetzt sind als Kinder aus Familien mit hohem Sozialstatus.
Die Forscher um Professor Michael Wilhelm von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und Dr. Barbara Hoffmann vom Uniklinikum Essen berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazina „RUBIN“.
Der Schmutz verteilt sich nicht
Grundlage für die Untersuchung war die so genannte Hot-Spot-Studie, die RUB-Umweltmediziner im Auftrag des NRW-Umweltministeriums durchgeführt hatten. Sie pickten sich im Jahr 2000 drei Standorte in NRW heraus, in denen wegen der Nähe zur Industrie Grenzwerte für Luftschadstoffe überschritten wurden. Messungen der Luftverschmutzung zeigten dabei, dass sich die Verunreinigungen nicht, wie man annehmen könnte, schnell und gleichmäßig im Stadtteil verteilen.
„In ein und demselben Stadtviertel kann man sowohl in hoch belasteten Gebieten wohnen als auch in Gebieten, in denen nur eine Hintergrundbelastung messbar ist“, verdeutlicht Wilhelm. „Personen, die näher an Werken wohnen, sind natürlich auch stärker belastet.“ Allein im Stadtteil Bruckhausen in Duisburg Nord lag die Konzentration von Staub in der Luft zwischen weniger als 50 Mikrogramm und bis 100 Mikrogramm pro Kubikmeter. Zwischen diesen Extremwerten lagen mitunter nur wenige Hundert Meter.