Im Fernrohr ist der Kleinplanet Steins ein unscheinbares Lichtpünktchen. Bei näherem Hinsehen entpuppt er sich aber als eine Art Schutthalde mit diamantähnlicher Form und großen Kratern auf der Oberfläche. Dies haben Max-Planck-Forscher jetzt mithilfe des Kamerasystems OSIRIS an Bord der europäischen Raumsonde Rosetta enthüllt. Sie berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Science“.
Die neuen Bilder, die während eines Vorbeifluges der Sonde gewonnen wurden, zeigen, dass der Asteroid Steins kein großer Gesteinsbrocken ist, sondern vielmehr eine Ansammlung vieler kleiner, einzelner Trümmer darstellt. Das würde auch seine konische, diamantähnliche Form erklären, die offenbar durch YORP verursacht wurde.
Ungewöhnlicher YORP-Effekt
Diese Abkürzung steht für den Yarkovsky-O’Keefe-Radzievskii-Paddack-Effekt und beschreibt die Wirkung der Sonnenstrahlung auf einen kleinen Himmelskörper, etwa einen Planetoiden. Die Sonne heizt dessen Oberfläche auf; wird die Wärme als Strahlung wieder abgegeben, entsteht ein geringes Drehmoment. Dadurch kann sich die Rotationsgeschwindigkeit verlangsamen oder beschleunigen, die räumliche Lage der Rotationsachse verändern – und schließlich auch die Gestalt des Planetoiden, so die Forscher.
„Die detaillierte Analyse unserer Bilder weist darauf hin, dass der YORP-Effekt auch bei Asteroiden im Hauptgürtel eine entscheidende Rolle spielen kann. Dies war bisher nicht klar“, sagt Horst Uwe Keller vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung unter dessen Leitung die OSIRIS-Kamera entwickelt und gebaut wurde.