Obwohl die Kollision mit Asien ihn längst hätte stoppen müssen, wandert der Indische Subkontinent noch immer weiter nach Norden. Warum, haben jetzt australische Geoforscher herausgefunden. In „Nature Geoscience“ berichten sie, dass die hohe Dichte der Indischen Platte für dieses außergewöhnliche Verhalten verantwortlich ist.
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Sie ist eine der spektakulärsten Kollisionen der Erdgeschichte: Der Zusammenstoß des Indischen Subkontinents mit der Asiatischen Erdplatte vor rund 50 Millionen Jahren. Als Folge hob sich allmählich der gewaltige Gebirgszug des Himalaya empor. Doch der Prozess ist damit nicht vorüber – Indien wandert weiter nordwärts. Anstatt die Bewegung der Platten vollständig zu stoppen, wie normalerweise der Fall, verlangsamte die Kollision die Wanderungsgeschwindigkeit des Subkontinents nur auf rund ein Drittel. Aber warum? Genau diese Frage haben jetzt Forscher der australischen Monash Universität um Fabio Capitanio untersucht und beantwortet.
Kollision schabte oberste Krustenschicht ab
Die Wissenschaftler berechneten zunächst die Dichte der beteiligten Platten und nutzten dann ein numerisches Modell, um die Prozesse und Kräfte während der Kollision zu ermitteln. Es zeigte sich, dass der Zusammenstoß zunächst die oberen Krustenteile des Subkontinents abstreift. Dann jedoch werden die tieferen Schichten der Indischen Platte in die Tiefe gezogen. Denn, so fanden die Forscher heraus, diese sind deutlich dichter und damit schwerer als die unterliegenden Mantelbereiche.
Subduktion Indiens unter Asien
Diese Subduktion als Folge der Kollision verändert nicht nur die bisherigen Annahmen über die Vorgänge in der Kollisionszone, sie erklärt auch, warum die Nordwanderung Indiens trotz Zusammenstoß mit Asien weitergeht: Die dichtere Indische Platte schiebt sich unter die Asiatische und wird dort in die Tiefe gezogen. Dieser Sog bildet den Motor der bis heute anhaltenden Plattenbewegung.
In einem begleitenden „News and Views“-Artikel kommentiert der Geologe Dietmar Müller von der Universität von Sydney: „Capitanio und seine Kollegen haben uns eine neue Sicht auf ein seit langem bestehendes Problem geliefert, die Frage der Abfolge der Ereignisse vor und nach der Kollision zwischen Indien und Asien.“
(Nature, 15.01.2010 – NPO)