Die dendritischen Zellen des Immunsystems erkennen und „melden“ Eindringlinge an die Lymphknoten. Jetzt aber haben Forscher entdeckt, dass längst nicht alle Zellen dieser „Polizei“ über die nötigen Proteine verfügen, um Viren erkennen zu können. Diese jetzt in der Fachzeitschrift „Immunity“ veröffentlichte Erkenntnis hilft, die Reaktion des Immunsystems gerade auf Grippeviren und andere virale Erreger besser zu verstehen.
Die Immunabwehr ist ein hochkomplexes System, welches aus vielen verschiedenen Zelltypen besteht. Für eine erfolgreiche Bekämpfung von unerwünschten Eindringlingen ist es deshalb notwendig, all diese Zellen eng zu koordinieren. Die Entscheidung, bei welcher Infektion welcher Zelltyp wie eingesetzt wird, trifft hierbei eine hochspezialisierte Familie von Abwehrzellen: die dendritischen Zellen. Wie eine Art Polizei sitzen sie in Geweben wie der Haut und warten auf Eindringlinge. Treffen sie auf einen solchen, sammeln sie Informationen und wandern anschließend zu den Lymphknoten, wo sie diese Informationen anderen Abwehrzellen wie ein Fahndungsfoto präsentieren. Diese können dann mit der zielgerichteten Abwehr beginnen.
Dendritische Zellen als „Generäle“ im Abwehrkampf
„Dendritische Zellen sind sozusagen Zellen im Generalsrang, die den anderen Truppen die Richtung zur Bekämpfung einer Infektion vorgeben“, erklärt Christian A. Luber, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Biochemie. „Genau diese Führungsrolle macht sie für uns so interessant.“ Bisher nahmen Wissenschaftler an, dass jede dendritische Zelle Viren erkennen kann. Die Ergebnisse der Forscher um Luber und Matthias Mann zeigen jedoch, dass nur bestimmte Mitglieder der dendritischen Zellfamilie die dafür notwendige Proteinausstattung besitzen.
Fehlendes Protein macht blind für Grippeviren
„Zu unserer Überraschung erkannten wir, dass nicht alle Mitglieder der dendritischen Zellfamilie Krankheitserreger wie Viren erkennen können“, so Luber. „Dieses Verhalten konnten wir allein aus ihrer Proteinausstattung vorhersagen.“ Die Forscher infizierten dendritische Zellen mit verschiedenen Viren, darunter auch Grippeviren, und stellten fest, dass ein bestimmtes Familienmitglied der dendritischen Zellen keine Reaktion zeigt. Ihm fehlen die notwendigen Proteine, um die Viren erkennen zu können.
„Es ist schon seit längerem bekannt, dass dendritische Zellen so etwas wie Arbeitsteilung kennen. Dass dies auch für etwas so Fundamentales wie die Erkennung von Grippeviren gilt, hat uns sehr erstaunt“, so Luber. „Unsere Ergebnisse könnten helfen, die komplexen Mechanismen des Immunsystems noch besser zu verstehen.“
(Max-Planck-Institut für Biochemie, 19.02.2010 – NPO)