Welche Eltern kennen das nicht: Während die Kinder über ihren Schulaufgaben brüten, dudelt im gleichen Raum der MP3-Player, bimmelt das Handy und dröhnt Musik aus dem Fernseher – und das alles gleichzeitig. Kein Problem, sagen jetzt überraschenderweise Musikwissenschaftler: Denn solange es sich um die Lieblingsmusik der Schüler handelt, wirkt sich dieser Lärmteppich nicht nachteilig auf deren Lernfähigkeit aus.
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Bereits in den 1990er Jahren gab es Studien zum Einfluss von Musik auf das Lernvermögen. Man konnte damals jedoch nicht nachweisen, dass Musik einen positiven Effekt hatte. Eine andere Studie fand sogar schädliche Effekte der Hintergrundmusik bei Hausarbeiten heraus: die Lernleistung sank. Insgesamt fanden sich somit widersprüchliche Ergebnisse.
In ihrer aktuellen Studie konfrontierten die Musikwissenschaftler der Technischen Universität (TU) Dortmund innerhalb von mehreren Wochen insgesamt 88 Schülerinnen und Schüler – durchschnittlich circa 15-17 Jahre alt – eines zehnten Jahrgangs einer Gesamtschule abwechselnd zum einen mit einem Ausschnitt aus einem Intelligenztest (CFT-Test) und zum anderen mit einem Konzentrationstest.
Intelligenztest und Konzentrationstest
Dabei musste eine Gruppe den Intelligenztest mit und den Konzentrationstest ohne Musik durchführen. Bei einer anderen Gruppe geschah dies umgekehrt. Die Versuchsgruppen waren so gewählt worden, dass ihre Leistung annähernd homogen sind.
Noch bevor die Tests an der Schule durchgeführt wurden, gingen die Forscher davon aus, dass das Hören der eigenen Lieblingsmusik während der Bearbeitung der Testaufgaben Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit und somit die Lernleistung bei Schülerinnen und Schülern hat.
Die Forscher nahmen sogar an, dass sich das Hören der eigenen Musik beim Lösen mathematischer Aufgaben und Aufgaben zur Testung der Intelligenz positiv auf die Effizienz, die Leistung und Konzentration auswirkt: jedenfalls gemessen an den in einem vorgegebenen Zeitraum – 25 Minuten – bearbeiteten und richtig gelösten Testaufgaben.
Hornhaut auf den Ohren
Die Ergebnisse waren dann eindeutig: Eltern, Lehrer und Pädagogen können daher ein möglicherweise ausgesprochenes Hörverbot lockern und der Angewohnheit ihrer Kinder, bei den Hausaufgaben Musik zu hören, mit Gelassenheit begegnen.
Grund dafür kann nach Ansicht der Wissenschaftler die Allgegenwärtigkeit von Musik in der Umwelt der Jugendlichen sein, gepusht durch die Massenmedien als neues Phänomen der letzten 20 Jahre. Der MP3-Player bietet die Möglichkeit, ohne großen technischen Aufwand immer und überall Musik zu hören, ebenso das Internet mit seinen reichhaltigen Musik-Download-Angeboten. Musik wird von den jugendlichen Konsumenten noch nicht einmal als Hintergrundmusik wahrgenommen. Der Musikpsychologe Professor Klaus-Ernst Behne spricht in diesem Zusammenhang provokant von der Hornhaut auf den Ohren vieler Jugendlicher.
(idw – Technische Universität Dortmund, 25.03.2010 – DLO)