Einem internationalen Forschungsteam ist es erstmals gelungen, verschränkte Zustände von Atomen direkt auf einem Mikrochip zu erzeugen. Wie sie in „Nature“ berichten, konnte dabei das störende „Quantenrauschen“ so stark minimiert werden, dass sich damit zukünftig die Präzision von kompakten, chip-basierten Atomuhren oder Interferometern steigern lässt. Weitere mögliche Anwendungen der neuen Technik könnten Mikrochip-basierte Quantencomputer sein.
Eines der faszinierendsten Phänomene in der Quantenmechanik ist die sogenannte Verschränkung. Befinden sich zwei Teilchen in einem verschränkten Zustand, dann sind sie nicht mehr als zwei Individuen, sondern als eine Gesamtheit zu betrachten. Was immer das eine tut oder treibt oder was mit ihm getrieben wird, es beeinflusst im selben Moment das Verhalten des anderen, und zwar unabhängig davon, wie weit die Teilchen voneinander entfernt sind. Als „geisterhaft“ bezeichnete Albert Einstein schon vor 80 Jahren diese intuitiv nicht verständliche Fernwirkung, die zwingend aus der Theorie der Quantenmechanik folgt.
Doch erst in der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts gelang es, Verschränkung zwischen Atomen experimentell zu erzeugen und nachzuweisen. Damit eröffnet sich den Physikern die Möglichkeit, dieses Phänomen nicht nur besser zu verstehen, sondern auch für technische Anwendungen, wie etwa Kommunikation, Metrologie und Informationsverarbeitung nutzbar zu machen. Jetzt gelang es einem Forschungsteam um Professor Philipp Treutlein von der Universität Basel, Professor Theodor W. Hänsch von der Ludwig- Maximilians-Universität München und dem Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching in Kooperation mit theoretischen Physikerinnen um Alice Sinatra von der Ecole Normale Supérieure (ENS) in Paris erstmals Verschränkung auf einem sogenannten Atom-Chip zu erzeugen.
Atom-Chip mit Quantenrauschen
Dabei handelt es sich um einen mikrostrukturierten Chip, mit dem sich einzelne Atome oder auch Atomwölkchen einfangen und manipulieren lassen. Atom-Chips haben sich bereits als nützliche Werkzeuge bewährt, um fundamentalen Fragen der Quantenphysik nachzugehen. Jedoch bleiben ihre Anwendungsmöglichkeiten nicht nur auf die Grundlagenforschung beschränkt. So haben die Forscher bereits kompakte Atomuhren damit verwirklicht, die für den portablen Einsatz geeignet sind.