Ein internationales Wissenschaftlerteam hat in einer neuen Studie die genetischen Ursachen des Nierenversagens aufgedeckt. Wie das Wissenschaftsjournal „Nature Genetics“ in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, gelang es den Forschern über ein Dutzend Genvarianten ausfindig zu machen, die langfristig die Nierenfunktion beeinflussen.
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Um die bisher unbekannten genetischen Risikofaktoren für chronische Nierenerkrankungen zu identifizieren, machten die Wissenschaftler des Chronic Kidney Disease Genetics (CKDGen)-Konsortiums Gebrauch von einer neuen Technik, der so genannten genomweiten Assoziationsstudie. Dabei werden Unterschiede in der gesamten Erbinformation sehr vieler Personen, hier von beinahe 70.000 Studienteilnehmern, in Bezug zu deren Nierenfunktion gesetzt.
Studien dieser Art können erst seit der Entschlüsselung der menschlichen Erbinformation durchgeführt werden und haben in den letzten Jahren zu großen Fortschritten in der Identifikation genetischer Risikofaktoren geführt.
Risikogene identifiziert
„Die so identifizierten Risikogene können neue Erkenntnisse über die Funktion der Nieren vermitteln. Ein besseres Verständnis der Erkrankungsmechanismen kann dabei als Grundlage zur Entwicklung neuer Vorsorgestrategien und neuer Medikamente für Patientinnen und Patienten mit chronischer Nierenerkrankung dienen“, sagt Dr. Anna Köttgen vom Universitätsklinikum Freiburg, die zusammen mit anderen Forschern aus Europa und den USA für die neuen Ergebnisse verantwortlich ist.
So konnten die Wissenschaftler aufgrund ihrer Ergebnisse bereits in ersten Studien einen Blutwert identifizieren, der sich eventuell als Marker zur Früherkennung von Nierenerkrankungen eignet. Dieser Blutwert war in den Untersuchungen bereits Jahre vor dem Auftreten einer chronischen Nierenerkrankung erhöht.
500 Millionen Menschen nierenkrank
Weltweit leiden mehr als 500 Millionen Menschen an einer chronischen Nierenkrankheit, die zu einer Schwächung der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen führen kann. Bundesweit ist jeder zehnte Erwachsene betroffen. Allein in Deutschland sind zudem mehr als 90.000 Menschen von einer Nierenersatztherapie wie regelmäßiger Dialyse oder einer Transplantation abhängig. Häufigste Ursachen in Deutschland und anderen Industrieländern sind Diabetes und Bluthochdruck.
Auch eine familiäre Häufung von Nierenerkrankungen wird seit langem beobachtet, zugrunde liegende genetische Risikofaktoren waren bisher jedoch zum großen Teil unbekannt. Einige davon sind nun vom internationalen Forscherteam aufgedeckt worden.
(idw – Universität Greifswald, Universitätsklinikum Freiburg, 13.04.2010 – DLO)