Immer mehr Kinder leiden unter der Aufmerksamkeitsstörung ADHS. Die Ursachen dafür sind bisher unklar, eindeutige Biomarker zur Diagnose fehlen. Jetzt haben Forscher bei ADHS-Kindern erstmals auffällige Veränderungen in einem Bereich des Mittelhirns festgestellt, wie sie in der Fachzeitschrift „Biological Psychiatry“ berichten. Die betroffene Substantia nigra ist entscheidend an der Produktion des Hirnbotenstoffs Dopamin beteiligt.
Kaum eine neuropsychiatrische Erkrankung wird so intensiv und kontrovers diskutiert wie die Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Dies mag an der Häufigkeit der Erkrankung liegen, denn heute sind immerhin drei bis fünf Prozent der schulpflichtigen Kinder betroffen. Die Erkrankung ist durch die Kombination von einer Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörung sowie erhöhter Impulsivität definiert. Der Weg zur Diagnose allerdings setzt gründliche und aufwändige Untersuchungen voraus, zumal die Leitsymptome bei jedem Patienten unterschiedlich ausgeprägt sind. Sowohl der extreme „Zappelphilipp“, wie auch die kleine Träumerin können von ADHS betroffen sein.
Bislang sind keine Veränderungen von Laborwerten oder so genannte Biomarker für die Erkrankung bekannt, entsprechend schwierig ist eine eindeutige Diagnose. Nach heutigem Kenntnisstand liegt ADHS in einer teils fehlerhaften Übermittlung zwischen Hirnabschnitten und der fehlerhaften Verarbeitung von Informationen begründet. Eine zentrale Rolle kommt hier dem Botenstoff Dopamin zu, der vor allem im Mittelhirn gebildet wird.

Mit Ultraschall ins Mittelhirn
Ein Forscherteam unter Leitung von Ludwig Niehaus vom Klinikum Schloß Winnenden und Kerstin Krauel von der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Magdeburg hat nun ein spezielles Ultraschallverfahren zur Hirnuntersuchung bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS eingesetzt. Bei dieser so genannten transkraniellen Sonographie kann mit einer kleinen an der Kopfseite plazierten Schallsonde schmerzlos und ohne Strahlenbelastung das Mittelhirn untersucht werden. „Die Hirnsonographie stellt einen wichtigen methodischen Fortschritt in der ADHS-Forschung dar. Mit ihr können wir nun auch bei den jungen und unruhigen Kindern untersuchen, welche Hirnveränderungen charakteristisch für die unterschiedlichen ADHS-Formen sind“, erklärt Krauel.