Bäume und andere Pflanzen wirken nicht nur als Puffer im Klimasystem, ihre Verdunstung von Wasser über die Blätter wirkt auch aktiv kühlend auf ihre Umgebung. Doch die steigenden Kohlendioxidgehalte der Luft bremsen diese natürliche Klimaanlage aus, wie jetzt amerikanische Forscher herausfanden. In einigen Regionen ist diese vom Treibhauseffekt unabhängige Rückkopplung für mehr als ein Viertel der Erwärmung verantwortlich, wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) berichten.
Über winzige Poren im Gewebe ihrer Blätter, die Spaltöffnungen, geben Pflanzen Wasser an die umgebende Luft ab. Diese so genannte Evapotranspiration dient als Klimaanlage und Kühlsystem für die Pflanze. An einem heißen Tag kann ein großer Baum auf diese Weise mehrere hundert Liter Wasser verdunsten. Die Spaltöffnungen dienen jedoch gleichzeitig auch der Aufnahme von Kohlendioxid, das als „Rohstoff“ für die Photosynthese gebraucht wird. Wenn die CO2-Gehalte der Luft hoch sind, reduziert die Pflanze ihre Spaltöffnungen, als Folge dringt jedoch auch weniger Wasser nach außen, die Kühlwirkung der Verdunstung sinkt.
Diese Reaktion der Pflanzen ist nichts Neues. Nicht bekannt war jedoch bisher, welche Auswirkungen sie auf die globale Klimaentwicklung hat. Das haben nun Ken Caldeira und Long Cao von der Carnegie Institution of Science untersucht. „Pflanzen haben sehr komplexe und verschiedenartige Einflüsse auf das Klimasystem“, erklärt Caldeira. „Pflanzen entfernen Kohlendioxid aus der Atmosphäre, aber sie haben auch andere Effekte, wie beispielsweise die Veränderung der Verdunstung über den Landflächen. Es ist unmöglich, gute Klimaprognosen zu erstellen, ohne alle diese Faktoren mit zu berücksichtigen.“
Ein Viertel geht auf Konto der Verdunstung
In einer Computersimulation, in der die spezifischen Reaktionen der pflanzlichen Evapotranspiration als Klimafaktor berücksichtigt wurde, verdoppelten die Wissenschaftler die Konzentration des atmosphärischen Kohlendioxids und registrierten die Stärke und geographische Verteilung der resultierenden Erwärmung. Es zeigte sich, dass rund 16 Prozent der gesamten durchschnittlichen Erwärmung auf das Konto der sinkenden Evapotranspiration der Vegetation ging. In einigen Regionen, wie beispielsweise in Teilen Nordamerikas und Ostasiens machte dies sogar mehr als 25 Prozent der gesamten Erwärmung aus.