Die Tiefsee gehört zu den noch nahezu unerforschten Gebieten unseres Planeten, die unwirtlichen Bedingungen in tausenden Meter Tiefe erschweren die Erkundung. Doch das könnte sich jetzt ändern: Deutsche Meereswissenschaftler entwickeln ein neuartiges Tiefsee-Observatorium, das aus mobilen, autonom arbeitenden Messeinheiten besteht. Das neue „MoLab“ ermöglicht so ganz neue Einblicke in marine Prozesse und könnte die Tiefseeforschung revolutionieren.
Die Fläche der Meeresböden auf der Erde ist mehr als doppelt so groß wie die aller Kontinente zusammen. Wegen des hohen Drucks und der ewigen Dunkelheit in der Tiefsee ist dieser riesige Lebensraum für Menschen allerdings so unzugänglich wie der Weltraum. Nur mit High- Tech-Geräten wie Tiefseerobotern und autonom arbeitenden Tiefseelaboren konnten Wissenschaftler dem Meeresboden in den vergangenen Jahren einige Geheimnisse entlocken. Doch diese Geräte können nur einen räumlich und zeitlich sehr begrenzten Eindruck von den Vorgängen in der Tiefe geben.
Ein neues Tiefsee-Observatorium, das derzeit am Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) entwickelt und gebaut wird, soll das ändern. „Mit dem MoLab- System werden wir über Monate hinweg auf mehreren Quadratkilometern Fläche parallel physikalische, biologische, chemische und geologische Prozesse am Meeresboden und in der darüberliegenden Wasssersäule messen können“, erklärt Projekt-Koordinator Olaf Pfannkuche vom IFM-GEOMAR.
Kooperation autonomer Tiefseelabore
Das Kürzel „MoLab“ steht für „Modulares multidisziplinäres Meeresboden-Observatorium“. Das System wird aus einem Verbund von verschiedenen Geräten bestehen, die je nach wissenschaftlicher Fragestellung flexibel zusammengestellt werden und in Tiefen bis 6.000 Metern abgesetzt werden können. Unter anderem kommen dabei so genannte „Lander“ zum Einsatz, autonome Tiefseelabore, die das IFM-GEOMAR seit Jahren erfolgreich in allen Weltmeeren einsetzt. Die Besonderheit des neuen Systems besteht darin, dass einer dieser Lander als „Master Lander“ eingesetzt wird. Über akustische Signale steht er mit allen anderen Komponenten des Systems in Verbindung.