Klima

Klimawandel bedroht Nahrungsversorgung von 60 Millionen Asiaten

Sinkende Schmelzwasserzuflüsse vor allem für Indus und Brahmaputra

Quellfluss auf einem Hochplateau in Tibet in 4.463 Metern Höhe. © H. Helleman

Mehr als 60 Millionen Menschen in Asien drohen in den nächsten Jahrzehnten Missernten und Nahrungsmangel. Ursache dafür ist der durch den Klimawandel drastisch reduzierte Schneefall im Himalaja und die damit sinkenden Schmelzwassermengen, wie eine jetzt in „Science“ erschienene Studie zeigt. Besonders durch Dürren gefährdet sind demnach Gebiete entlang der Flüsse Indus und Brahmaputra, eher besser wird es am Huang He.

Viele der großen Ströme Asiens beziehen einen Großteil ihres Wassers aus dem Himalaja. Indus, Brahmaputra, Ganges, Jangtse oder der Huang He speisen sich vor allem aus dem Schmelzwasser der großen Gletscherregionen. Im Einzugsgebiet dieser Flüsse leben insgesamt mehr als eine Milliarde Menschen, viele von ihnen sind für ihre Nahrungsversorgung vom Flusswasser abhängig. Wissenschaftler der Universität Utrecht und der Organisation FutureWater haben nun untersucht, wie sich der Klimawandel auf die Wassermengen der verschiedenen Flüsse auswirken wird.

Anhand von hydrologischen Modellen, Niederschlagsmessungen und -vorhersagen, Klimaprognosen für fünf unterschiedliche Szenarien und Satellitenaufnahmen der Eis- und Schneebedeckung im Himalaja und anderen Daten kalkulierten die Forscher die voraussichtliche Schmelzwassermenge der fünf großen Ströme und ihre Auswirkung auf die Nahrungssicherheit der Bevölkerung in den jeweiligen Einzugsgebieten.

Indus am stärksten betroffen

Die Berechnungen ergaben, dass die fünf Flüsse unterschiedlich stark von sinkenden Schneefallmengen und schrumpfenden Gletschern betroffen sein werden. „Unsere Modellrechnungen zeigen, dass der Brahmaputra und der Indus am empfindlichsten reagieren“, erklärt Walter Immerzeel, Hydrologe an der Universität von Utrecht.

„Die Rolle des Schmelzwassers ist für das Indusbecken sehr viel signifikanter als für die anderen Flusseinzugsgebiete Asiens“, so Immenzeel weiter. „Die Regionen am Unterlauf des Indus sind trocken, sie umfassen die größten Bewässerungsnetzwerke der Welt und hängen daher komplett vom Schmelzwasser ab.“ Nach Schätzungen der Forscher könnte in den betroffenen Gebieten bis zum Jahr 2050 die Nahrungsversorgung von rund 60 Millionen Menschen bedroht sein. Sinkende Wassermengen verursachen immer häufiger Dürren in den bewässerten Gebieten und können zu Missernten führen.

Zusammenfluss von Zanskar und Indus. © Abdul Sayed / CC-by-sa 3.0

Huang He profitiert

Es gibt jedoch auch Flüsse, die sogar von den Klimaveränderungen profitieren: So bringt die Erwärmung dem Quell- und Einzugsgebiet des Huang He, des „Gelben Flusses“, deutlich mehr Niederschläge im Winterhalbjahr. Dadurch könnte der Fluss vor allem im Frühjahr, in der Hauptwachstumszeit der Feldpflanzen, mehr Wasser führen als bisher.

Wie schnell und stark sich diese Veränderungen manifestieren werden, ist nicht genau vorherzusagen: „Das Schrumpfen der Gletscher variiert stark von Region zu Region und es gibt daher einen großen Unsicherheitsfaktor bezüglich der Geschwindigkeit des Schmelzens“, erklärt Marc Bierkens, Professor für Hydrologie an der Universität von Utrecht. „Die prognostizierten Entwicklungen in der Wassermenge der Flüsse berücksichtigt diese bisher noch nicht.“

(Universität Utrecht, 18.06.2010 – NPO)

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