Säbelzahnkatzen besaßen außergewöhnlich starke, muskelbepackte Vorderbeine, mit denen sie ihre Beute fixierten. Damit verhinderten sie, dass diese durch plötzliche Bewegungen ihre verlängerten, aber nicht sonderlich stabilen Eckzähne abbrachen. Wie eine jetzt in der Fachzeitschrift „PLoS ONE“ erschienene Röntgenuntersuchung zeigt, waren die Armknochen der Säbelzahnkatzen um ein Vielfaches stärker als die aller vergleichbaren Katzenarten.
Säbelzahnkatzen, oft auch Säbelzahntiger genannt, gehörten bis vor rund 10.000 Jahren zu den großen Raubtieren der nacheiszeitlichen Landschaften Nord- und Südamerikas. Smilodon fatalis, so der lateinische Name, jagte so große und schwere Beutetiere wie Bisons, Kamele, Mastodons und Mammuts – offenbar lange Zeit mit Erfolg. Wie genau die Katzen dabei vorgingen, ist bisher nur in Teilen aufgeklärt. Jetzt haben Wissenschaftler neue Hinweise darauf gefunden, wie sie sowohl ihre verlängerten Eckzähne als auch ihre starken Vorderbeine zu Hilfe nahmen.
Eckzähne empfindlich gegenüber seitlichem Zug
Die Eckzähne der Säbelzahnkatzen gaben Paläontologen schon länger Rätsel auf. Denn sie unterschieden sich von denen heute lebender Großkatzen. Diese besitzen Eckzähne mit rundem Querschnitt, so dass sie in allen Richtungen wirkenden Kräften standhalten können. „Wenn die Beute sich wehrt, ist es egal, in welche Richtung sie zieht – die Zähne der Katze brechen höchstwahrscheinlich nicht“, erklärt Julie Meachen-Samuels, Paläontologin am National Evolutionary Synthesis Center (NESCent) in Durham. Im Gegensatz dazu waren die verlängerten Eckzähne der Säbelzahnkatzen oval im Querschnitt, was sie anfälliger für Zahnbruch machte als ihre heutigen Cousins. „Viele Forscher schließen daraus, dass die Säbelzahnkatzen ihre Beute anders töteten als andere Katzen.“
Um herauszufinden, welche Rolle dabei die Vorderbeine der Katzen spielten und wie stark diese waren, untersuchten Meachen-Samuels und ihre Kollegen Knochenquerschnitte und Knochendichte zahlreicher Säbelzahnfossilien mit Hilfe von Röntgenstrahlen. Die Werte erlauben eine Schlussfolgerung auf die Stabilität und Stärke der Extremitäten. Zum Vergleich unterzogen sie die Knochen von 28 lebenden Großkatzenarten sowie vom ausgestorbenen amerikanischen Löwen, der größten jemals existierenden Katzenart mit runden Eckzähnen, der gleichen Analyse.