Die Küsten Indonesiens und des nördlichen Indischen Ozeans könnten durch den Klimawandel einem deutlich höheren Meeresspiegelanstieg ausgesetzt werden als der Rest der Indik-Anrainer. Das zeigt eine jetzt in „Nature Geoscience“ erschienene Analyse der Klima-Ozean-Veränderungen der letzten 50 Jahre. Sie enthüllt, dass der Klimawandel regionale Zirkulationsmuster der Atmosphäre und damit auch des Meeres verstärkt.
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Der Meeresspiegel ist nicht immer und überall gleich hoch: Gezeiten, Meeresströmungen und das Schwerefeld der Erde bestimmen den tatsächlichen Wasserstand. Er liegt beispielsweise im Indischen Ozean bei Sri Lanka bis zu 105 Meter tiefer als im Durchschnitt, nordöstlich von Australien dagegen bis zu 80 Meter über dem Durchschnitt. In den letzen Jahrzehnten haben sich die Meeresspiegel jedoch auch durch menschlichen Einfluss verändert. Inwieweit die Klimaerwärmung auch in die regionalen Prozesse eingreift und in welche Form, haben jetzt Wissenschaftler der Universität von Colorado in Boulder exemplarisch für den Indischen Ozean untersucht.
Regionale Unterschiede verstärkt
Weiqing Han und seine Kollegen nutzten dafür Beobachtungsdaten von Küstenstationen und Satelliten sowie Klimamodellsimulationen, um die Entwicklung der Meeresspiegel und Strömungsmuster seit 1960 nachzuvollziehen. Die Auswertungen enthüllten ein deutlich erkennbares Muster der Meeresspiegelveränderungen. Offenbar verstärkt der Klimawandel genau die Zirkulationsmuster, die die regionalen Meeresspiegel-Unterschiede hervorrufen und fördern. Das führt zu einem immer stärker werdenden Absinken des Meeresspiegels im südlichen Teil des tropischen Indischen Ozeans und einem zunehmenden Anstieg im restlichen Bereich.
Klimawandel intensiviert atmosphärische Umwälz-Strömung
Ursache dieser sich verstärkenden regionalen Unterschiede sind intensiver werdende Walker- und Hadley-Zellen – für die Tropen typische Umwälzströmungen der Atmosphäre, die die Luftmassen über dem Indischen Ozean sowohl in Nord-Süd als auch in Ost-West-Richtung umwälzen.
Nach Ansicht der Forscher bedeutet dies für die Zukunft, dass sich dieses Muster der Veränderungen weiter fortsetzen wird und daher an einigen Küsten kritische Wasserstände sehr viel eher erreicht werden könnten als im Durchschnitt.
(Nature, 14.07.2010 – NPO)