Der magnetische „Kompass“ von Vögeln befindet sich im rechten Auge, wo lichtabhängige chemische Prozesse die Wahrnehmung von magnetischer Richtungsinformation ermöglichen. Neue Untersuchungen von Frankfurter Ornithologen belegen nun, dass Rotkehlchen nicht nur Licht benötigen, um sich im Magnetfeld der Erde zu orientieren, sondern auch ein scharfes Bild auf der Netzhaut.
Wie das Forscherehepaar Professorin Roswitha Wiltschko und Professor Wolfgang Wiltschko sowie Katrin Stapput von der Goethe-Universität Frankfurt gemeinsam mit Kollegen der Universität Bochum in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Current Biology“ berichtet, besteht offenbar ein Zusammenhang zwischen Sehvorgängen, die Konturen vermitteln, und der Empfindlichkeit für Magnetfelder.
Eine Brille für Rotkehlchen
Die Forscher setzten Rotkehlchen für die Versuche eine „Brille“ auf, die auf der einen Seite durchsichtig, auf der anderen mattiert war, dabei aber auf beiden Seiten 70 Prozent des einfallenden Lichts durchließ.
Rotkehlchen, bei denen die Sicht des linken Auges auf diese Weise künstlich getrübt war, konnten sich im Magnetfeld ebenso gut orientieren wir ihre Artgenossen ohne „Brille“. War die mattierte Linse jedoch vor dem rechten Auge, so dass auf dieser Seite keine Konturen wahrgenommen werden konnten, waren die Rotkehlchen nach Angeben der Forscher desorientiert.
Sehen von Konturen Bedingung für Orientierung im Magnetfeld
„Diese Versuche legen nahe, dass es bei der Verarbeitung der Signale aus dem rechten Auge, die die magnetische Richtungsinformation vermitteln, im Gehirn zu Wechselwirkungen mit der visuellen Information kommt. Das Sehen von Konturen ist offenbar eine Bedingung für die Orientierung im Magnetfeld“, erklärt Wolfgang Wiltschko.
Magnetometer im Schnabel
Zusätzlich zu dem Kompass im Auge besitzen viele Zugvögel im Schnabel auch ein Magnetometer, das die Intensität des Magnetfeldes misst. „Wenn wir das Schnabelorgan betäuben, können sich die Vögel dennoch orientieren“, berichtet Roswitha Wiltschko über frühere Versuche.
(idw – Goethe-Universität Frankfurt am Main, 14.07.2010 – DLO)