Möglicherweise muss unser Bild des Gehirns umgeschrieben werden. Denn amerikanische Forscher haben jetzt an Ratten gezeigt, dass die Verschaltung verschiedener Areale miteinander nicht hierarchisch ist, wie bisher angenommen, sondern eher dem dezentralen System des Internets gleicht. Die jetzt in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences” (PNAS) erschienene Studie basiert auf einer neuen Methode, die auch weitergehende Analysen der neuronalen Verbindungen ermöglicht.
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Die Struktur des Gehirns ist schon seit mindestens einem Jahrhundert bis in die kleinste Windung kartiert, beschrieben und dokumentiert. Aber wie seine einzelnen Bereiche miteinander wechselwirken, um das zu erzeugen, was wir als Denken und Bewusstsein empfinden, ist nach wie vor größtenteils unbekannt. Neurowissenschaftler sind gespalten darüber, ob das Gehirn eher hierarchisch organisiert ist und die meisten Regionen von höheren Zentren kontrolliert werden, oder aber ob es eher einem Netzwerk mit verteilten Knoten entspricht, ähnlich dem Internet.
Signale beider Richtungen abgefangen
Jetzt haben Wissenschaftler der Universität von Südkalifornien diese Streitfrage zumindest für einen kleinen Ausschnitt des Rattengehirns beantwortet. Sie entwickelten dafür eine neue Methode, um Schaltkreise im Gehirn zu identifizieren. Während die meisten vorhergehenden Studien nur jeweils ein Signal registrierten, das ausgesendete oder das ankommende, gelang es den Forschern mit Hilfe des so genannten „Circuit Tracing“ für jedes Gehirnzentrum Signale beider Richtungen abzufangen.