Geowissen

„La Niña“ schuld an Flutkatastrophe in Pakistan

Größte Regenmengen in Peschawar seit 150 Jahren

Überflutungen in Pakistan © Horace Murray / U.S. Army

Die außergewöhnliche Flutkatastrophe in Pakistan in diesem Sommer ist die Folge einer Klimaanomalie über dem südlichen Pazifik. Das „La Niña“ genannte Ereignis verstärkte den Monsun im Juli deutlich. So drang der regenreiche Wind ungewöhnlich weit nordwestwärts nach Pakistan vor. Dies berichtet jetzt der Deutsche Wetterdienst (DWD).

Deshalb wurden nach den Auswertungen der deutschen Meteorologen an mehreren Tagen an vielen Wetterstationen in Pakistan Niederschläge von bis zu 280 Litern pro Quadratmeter (l/m2) gemessen. Das entspricht ungefähr der mittleren Menge, die in Deutschland fällt – in einem ganzen Sommer.

Rekordregenfälle in Peschawar

Im Juli 2010 gab es in Pakistan laut DWD daher Niederschläge von zum Teil mehr als 550 l/m2 – drei bis zehn Mal so viel wie in einem typischen Juli dort. Die Stadt Peschawar meldete mit mehr als 400 l/m2 Regen sogar einen Rekord seit Beginn der Messungen vor fast 150 Jahren.

Seit 1862 hatten Juliwerte nach Angaben des DWD dort sechs Mal über 150 l/m2 und zweimal über 200 l/m2 gelegen. Der bisherige Rekordwert war mit 240 l/m2 im Jahr 1956 aufgetreten. Die Zahlen beruhen auf Daten des Pakistan Meteorological Department und des vom DWD betriebenen Weltzentrums für Niederschlagsklimatologie.

Vordringen des Indischen Sommermonsuns - rosa Pfeil: mittlere Verhältnisse; roter Pfeil: Reichweite 2010 (roter Kasten: Untersuchungsgebiet in Pakistan) © DWD

Über 1.600 Flutopfer

Diese für Pakistan außergewöhnliche Wettersituation setzte sich Anfang August fort. Bis zum 11. August fielen in Peschawar weitere 120 l/m2 Niederschlag. Die Regensummen in Pakistan stiegen daher von Anfang Juli bis Mitte August zum Teil auf über 600 l/m2.

Solche Wassermassen konnten die Flussläufe nicht fassen. Es kam zu den Überflutungen mit den bekannten dramatischen Folgen. Nach Angaben von Behörden und Helfern starben bei den Überschwemmungen bisher über 1.600 Menschen. 14 Millionen Bewohner Pakistans haben direkt oder indirekt unter der Naturkatastrophe zu leiden.

Spitzenwerte der Tagesniederschlagshöhen im Juli 2010 in Pakistan © DWD

Monsun: Fluch und Segen

Der Monsun mit seinen für Europäer gewaltigen Regenmengen ist in Indien und Pakistan nichts Ungewöhnliches. Er stellt sich jeden Sommer ein. Ein beständiger südwestlicher Wind führt feuchtwarme Ozeanluftmassen heran, die extreme Niederschläge bringen. Ursachen dafür sind die unterschiedliche Erwärmung von Meer und Landmassen sowie die jahreszeitliche Verlagerung der äquatorialen Tiefdruckrinne. Der Monsun regnet sich am Rand des Himalayas ab.

Die Regenmengen sind dabei oft enorm. In der Monsunzeit von Mai bis August liegen die mittleren Monatsmengen zum Teil beim 2- bis 5-fachen der Jahressummen, die in Deutschland im Flachland gemessen werden, so der DWD. Trotzdem wird der Regen dort nach monatelanger Trockenheit als Segen für die Land- und Wasserwirtschaft empfunden. Folgenreiche Überschwemmungen finden meist nicht statt. Auf ihrem Weg entlang des Himalayarands verlieren die Monsunregenfälle an Stärke und erreichen üblicherweise im Juli/August nur abgeschwächt Pakistan.

(Deutscher Wetterdienst (DWD), 13.08.2010 – DLO)

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