Nach dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor rund 21.000 Jahren folgten die Mammuts den sich zurückziehenden Gletschern in kühlere Regionen der Nordhalbkugel. Dort starben die Tiere zusammen mit weiteren großen Säugern wie Wollnashorn und Höhlenlöwe vor etwa 11.000 Jahren aus. Für dieses Massensterben wurden lange Zeit vor allem eiszeitliche Jäger verantwortlich gemacht. Jetzt belegt eine aktuelle Studie: Der Mensch war wahrscheinlich doch nicht die Hauptursache für das Verschwinden der Eiszeitriesen. Der Grund war wohl vielmehr das sich verändernde Klima.
„Die so genannte Megafauna hat bereits frühere Warmzeiten überlebt. Deshalb gingen bisher viele davon aus, dass die menschliche Jagd die Hauptursache für ihr Aussterben war. Unsere Ergebnisse bestätigen jedoch Untersuchungen der letzten Jahre, die dem Klima die größere Rolle beimessen“, erklärt Professor Thomas Hickler vom Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F), der zusammen mit Wissenschaftlern aus England und Schweden an der neuen Studie beteiligt war.
Das internationale Forscherteam berichtet über die Ergebnisse dieser bisher umfangreichsten Untersuchung über Klima und Vegetation der Nordhalbkugel während der letzten Eiszeit im Fachjournal „Quarternary Science Reviews“.
Pollendaten und Computersimulationen als Hilfsmittel
Anhand von Pollendaten und Computersimulationen untersuchten die Wissenschaftler darin die durch den damaligen Klimawandel verursachten Veränderungen der Vegetation während und nach der Eiszeit. Die Ergebnisse belegen eindrucksvoll, wie sich der Lebensraum – parallel zu steigenden Temperaturen, bei zunehmender Feuchtigkeit und dem gleichzeitigen Anstieg des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre – verändert hat. Die Produktivität der Ökosysteme nahm dabei insgesamt zu.
Die für die einst riesige Eiszeitsteppe typische krautige Biomasse, von der sich Eiszeitriesen wie Wollmammut und Wollnashorn ernährt hatten, wurde durch Wälder und Tundren verdrängt und ging stark zurück, so die Wissenschaftler. Die großen Säugetiere fanden deshalb immer weniger Nahrung – was schließlich, in Kombination mit der Bejagung durch den Menschen, zu ihrem Aussterben führte. Das hatte nach Angaben der Forscher auch für andere Tiere dramatische Folgen: Denn ohne die großen Pflanzenfresser fehlte auch Fleischfressern wie Höhlenlöwen und Höhlenbären die Beute, sie verschwanden ebenfalls.
Parallelen zu heute?
Hickler sieht in diesen eiszeitlichen Ereignissen eine Parallele zur heutigen Zeit. Im Hinblick auf die Bedrohung von Arten und Lebensräumen äußert der BiK-F-Wissenschaftler: „Die Auswirkungen der Kombination aus Klimawandel und menschlicher Einflussnahme auf die Ökosysteme könnte auch in naher Zukunft zu Massenaussterben führen, zumal es wahrscheinlich noch deutlich wärmer wird als damals.“
Außerdem greife der Mensch heute viel stärker in die Umwelt ein als damals durch die Jagd. „Land- und Forstwirtschaft nehmen bereits zirka 50 Prozent der Landoberfläche in Anspruch, und immer mehr Menschen konkurrieren mit der Artenvielfalt um das, was noch übrig ist“, so Hickler weiter.
(idw – Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, 19.08.2010 – DLO)