Die Kollision des indischen Subkontinents mit Asien ist der größte Zusammenstoß der Erde. Er schuf den Himalaja, erzeugt aber auch immer wieder schwere Erdbeben. Jetzt hat ein deutsch-chinesisches Forscherteam neueste Einblicke in die genauen Vorgänge im Untergrund geliefert. Ihre in „Science“ veröffentlichten Daten zeigen unter anderem, dass die indische Platte bei Zusammenstoß quasi aufgespalten wird.
Der indische Subkontinent bewegt sich kontinuierlich über Jahrmillionen nach Norden und hat sich allein in den letzten 50 Jahren rund zwei Meter unter Tibet geschoben. Resultat dieses größten Zusammenstoßes auf der Erde ist das höchste Gebirge der Welt, aber auch der Tsunami von 2004 im Indischen Ozean entstand durch die bei dieser Kollision erzeugten Erdbeben. Die bei diesem Aufeinanderprallen entstehenden Strukturen im Untergrund sind sehr komplex, daher arbeiten seit einigen Jahren mehrere internationale Forscherkooperationen daran, diese Tiefenstrukturen mit Hilfe von seismischen Wellen zu enträtseln.
Plattenstruktur unter Tibet sichtbar
Jetzt haben Wissenschaftler des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ gemeinsam mit chinesischen Kollegen in „Science“ erste Ergebnisse eines neuen seismologischen Verfahrens veröffentlicht, mit dem der Kollisionsprozess untersucht wurde. Durch Auswertung schwacher, an der Unterkante der Kontinentalplatte gestreuter Wellen konnte der Verlauf der rund 100 Kilometer mächtigen indischen Kontinentalplatte unter Tibet verfolgt werden. Die Grenze zwischen der starren Lithosphäre und der weicheren Asthenosphäre erwies sich dabei als viel ausgeprägter, als vorher angenommen.
Indische Platte gespalten
Die Auswertungen zeigen zudem, dass bei der Kollision nicht die gesamte indische Krustenplatte subduziert wird. Stattdessen schiebt sich die asiatische Platte wie ein Keil in das Gestein und teilt es vertikal. In die Tiefe gedrückt und subduziert wird nur der untere Teil der indischen Platte. Er reicht zudem viel weiter nach Norden als der an der Oberfläche sichtbare Bereich.
Aus den umfangreichen Daten, die die verschiedenen Forschungsprojekte geliefert haben und noch liefern werden, erhoffen sich die Forscher Rückschlüsse auf die Prozesse im Untergrund. Diese könnten dazu beitragen, die Erdbebengefahr für die Millionenstädte in der gesamten Kollisionszone und die dort lebenden Menschen zu reduzieren.
(Deutsches GeoForschungsZentrum / Science, 17.09.2010 – NPO)