Eine kleine Kröte könnte sich für Kakaobauern auf Sulawesi zukünftig als bester Verbündeter erweisen: Denn das Tier frisst bevorzugt einen gefürchteten Schädling, eine eingeschleppte, sich sehr aggressiv ausbreitende Ameisenart. Wie Forscher in der Fachzeitschrift “Proceedings of the Royal Society – Biological Sciences” berichten, eröffnet sich hier möglicherweise auch ein Weg der natürliche Bekämpfung der invasiven Ameisen.
Die Gelbe Spinnerameise Anoplolepis gracilipes wurde Ende der Siebzigerjahre in den Tropen eingeschleppt und gilt als sehr aggressiv. Mithilfe der Ameisensäure kann sie sich sogar gegen deutlich größere Tiere zur Wehr setzen und das gesamte Ökosystem durcheinander bringen. Unter anderem bedroht die Ameise den Bestand und die Vielfalt an einheimischen Ameisenarten, die wiederum ein Ausbreiten bestimmter Krankheiten unter den Kakaopflanzen verhindern. Da Indonesien der drittgrößte Kakaoproduzent der Welt ist, spielt die Kakaoernte eine enorme Rolle in der Wirtschaft des Landes.
Lieblingsnahrung Spinnerameisen
Jetzt haben Wissenschaftler der Universität Göttingen und der Universität von Adelaide in Australien einen unerwarteten Verbündeten im Kampf gegen die Ausbreitung dieser gebietsfremden Art entdeckt: eine einheimische Kröte. Die Wissenschaftler sammelten ihre Daten auf 14 Kakaofeldern am Lore Lindu National Park in Zentral-Sulawesi. Dabei stellten sie fest, dass sich die Sulawesi-Kröte Ingerophrynus celebensis hauptsächlich von der Gelben Spinnerameise ernährt, wenn sie während der Nahrungssuche die Kakaofelder aufsucht.
„Unter normalen Umständen nimmt man an, dass gerade auf Inseln die eingeführten Tierarten eine Bedrohung für die einheimischen Arten darstellen“, erklärt Thomas C. Wanger, Leiter der Studie und Doktorand an der Universität von Adelaide und der Universität Göttingen. „Für die Sulawesi-Kröte trifft das jedoch nicht zu: In diesem Fall fressen die Kröten die Eindringlinge, was sich positiv auf die einheimischen Ameisenarten auswirkt – und damit indirekt eventuell auch auf die Kontrolle von Krankheiten unter den Kakaopflanzen.“
Biologische Kontrolle der Schädlinge
Wanger schließt daraus: „Die Kröten steuern eine wichtige ökologische und kostenlose Dienstleistung zur Kakaoproduktion bei. Um diese zu sichern ist es wichtig, die Kröten vor den dramatischen Auswirkungen der Zerstörung des tropischen Regenwalds zu schützen.“ „Die Ergebnisse zeigen, dass Kröten eine wichtige ökologische Funktion haben können“, betont Professor Teja Tscharntke von der Universität Göttingen. „Angesichts des weltweiten Artenrückgangs von Amphibien verdient dies besondere Beobachtung.“ Ob die Kröten auch zu einer tatsächlichen Steigerung der Ernte beitragen können, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
(Universität Göttingen, 17.09.2010 – NPO)