Menschen aus Kulturen, die schon sehr früh begannen, in Städten zu leben, sind besser gegen bestimmte Infektionen geschützt. Eine in der Fachzeitschrift „Evolution“ erschienen Studie belegt, dass diese Populationen häufiger eine Genvariante besitzen, die vor Infektionen mit Erregern wie Tuberkulose und Lepra schützt. Ursache für diese „Städter-Immunität“ ist vermutlich der Selektionsdruck, den die höhere Bevölkerungsdichte und damit verbundene größere Ansteckungsgefahr auf unsere Vorfahren ausübten.
Eigentlich galten die Städte immer als eine optimale Brutstätte für Krankheiten: Eng gedrängte Menschenmassen, schlechte Kanalisation, Dreck und Staub und jede Menge Ratten, Flöhe und andere potenzielle Überträger. Die Ausbreitung von Infektionen war dadurch ein Leichtes. Doch genau diese widrigen Umstände könnten auf lange Sicht auch ihr Gutes gehabt haben: Sie erzeugten einen Selektionsdruck, der die Widerstandsfähigsten und damit eine Immunität gegen bestimmte –Krankheiten begünstigte. So jedenfalls die Vermutung von Ian Barnes von der britischen Universität Royal Holloway und seinem Kollegen Mark Thomas vom University College London.
Verbreitung von Resistenz-Genvariante
Um diese Theorie zu testen, analysierten die Wissenschaftler DNA-Proben Freiwilliger aus 17 verschiedenen menschlichen Volksgruppen und Populationen in Europa, Asien und Afrika. Im Genom suchten sie dabei gezielt nach der Häufigkeit einer Genvariante, die die natürliche Resistenz des Menschen gegen sich in den Körperzellen einnistende Krankheitserreger wie Tuberkulose oder Lepra erhöhen. Gleichzeitig werteten die Forscher historische und archäologische Daten aus, um festzustellen, wann in den verschiedenen Regionen die ersten Städte erbaut wurden.
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